СТИЛИСТИКА НЕМЕЦКОГО ЯЗЫКА

Васильченко Анна Михайловна

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Стилистика

1. Stilistische Kompetenz. Die Wege ihrer Entwicklung.

Um die Sprache in vollem Umfang zu beherrschen, muss man stilistisch kompetent sein. Nur das Wissen über die stilistische Natur der Sprache, nur die stilistische Kompetenz des Sprechers macht vollwertig das Konzept der kommunikativen Kompetenz als Fähigkeit des Sprechers jeder kommunikativen Situation adäquat zu sein. Stilistische Kompetenz bedeutet also einen bestimmten Orientierungsgrad des Sprechers in der Sprache aus der Sicht: angemessen — nicht angemessen, oder neutral — expressiv. Die Sprache als Mittel der Kommunikation lebt in einer kommunikativen Situation, die durch folgende Faktoren bestimmt wird: wer spricht, mit wem, wann, zu welchem Zweck usw. Diese Bedingungen entscheiden über die sprachliche Gestaltung des sprachlichen Produkts.

Der Sprecher in seiner Rede soll eine richtige Wahl treffen: seine Äußerungen in solcher Weise zu formulieren, dass sie dem Gesprächspartner verständlich waren. Die richtige Wahl realisiert sich in den variablen Elementen in der sprachlichen Struktur, die verschiedene Ausdruckswerte haben und verschiedenen stilistischen Effekt ausdrücken.

Um eine richtige Wahl der sprachlichen Einheiten zu treffen, müssen sie den Stellenwert der sprachlichen Mittel auf allen vier Ebenen kennen; dieses Wissen offenbart auch dem Leser  die Spezifik des Textes (seinen Stil) zu verstehen.

Also man kann eine Schlussfolgerung machen: die stilistische Kompetenz ist das Wissen über den Ausdruckswert aller sprachlichen Einheiten auf allen Ebenen, die durch die Verhältnisse zur sprachlichen Norm bestimmt wird.

PhE: wir kennen die orthoepische Norm (0-Stufe): deshalb können die spezifische phonetische Erscheinungen erkennen und bestimmen ihren Ausdruckswert: Apokopen, individuelle Besonderheiten, Stilmittel im Diens der Poesie, dialektale Spezifik;

LexE: (wir kennen die normalsprachliche Lexik): es gibt aber nach der Rieselschen Skala 5 verschiedenartig gefärbten Stilschichten: einfachliterarische Stilfärbung (0), gewählte (1), poetische (2), literarisch-umgangssprachlich (-1), familiär-umgangssprachlich (-2), grob umgangssprachlich (-3).

SyntE: wir kennen die normativen Satzbaupläne: abweichende Satzkonstruktionen und expressive Wortfolge;

Funktionale Stiltheorie: auf deren Grund wir funktionale Zugehörigkeit des Textes bestimmen können.    

2. Zum Verhältnis der lexischen, grammatischen und stilistischen Bedeutung.

Um das stilistische Potential des Wortschatzes zu klären, soll man einige Besonderheiten, die die Semantik des Wortes betreffen. Das ist die Grundlage der stilistischen Kompetenz der Kommunikanten.

Man teilt bekanntlich die Semantik des Wortes dreifach auf. Jedes Wort hat im System der Sprache eine lexische, eine grammatische und stilistische Bedeutung. Diese Bedeutungen stehen zueinander in einem bestimmten Verhältnis:

  • Lexische Bedeutung ist Begriffsbedeutung (begriffliche oder denotative Bedeutung), enthält primäre semantische Information: erfasst Sinne.
  • Grammatische Bedeutung  ist eine abstrahierte (verallgemeinerte) Bedeutung; das ist eine sekundäre semantische Information: z.B. Wörter „Tisch“, „Kosmos“, „Liebe“ haben verschiedene lexische Bedeutung, aber sie gehören grammatisch zu einer Wortart; auf Grund eines gemeinsamen abstrakten Merkmals bezeichnen sie die Gegenständ, Dinge und gehören zu Substantiven.
  • Stilistische Bedeutung ist eigentlich eine zusätzliche Information. Wörter können ein zeitliches, örtliches, berufliches Kolorit schaffen und eine umgangssprachliche, gehobene, dichterische, oder saloppe Stilfärbung haben. Die stilistische Bedeutung überlagert die begriffliche Bedeutung und gilt als eine sekundäre Information. Die   stilistische   Bedeutung   bestimmt   den Stellenwert (значимость) des Wortes im Sprachsystem.

Wir hören (lesen) das Wort und zunächst verstehen wir den begrifflichen Kern des Wortes, der uns eine primäre Information gibt. Die grammtische und stilistische Bedeutung des Wortes ist die sekundäre Information. Das Gesagte lässt sich anhand folgenden Schemas veranschaulichen.

Wortbedeutung

Wortform

begrifflicher Teil der Wortbedeutung

stilistischer Teil der Wortbedeutung

Fahrrad, m

Verkehrsmittel, 2-rädriges Fahrzeug, das mit Muskelkraft (Pedalen) in Bewegung gesetzt wird.

normalsprachlich

Drahtesel, m

dasselbe

umgangssprachlich, der stilistische Teil ist bildlich und bildhaft, klingt expressiv, gefühlsvoll (scherzhaft), emotional (deshalb entsteht die Expressivität)

Im begrifflichen Teil wird der Sinn des Wortes erfasst. Aber der stilistische Teil enthält eine zusätzliche Information dazu.

Alle Wörter der Sprache besitzen außer dem gegenständisch logischen (denotativen oder begrifflichen) Inhalt noch einen stilistischen Gehalt. Die stilistische Bedeutung bestimmt den Gebrauchswert des Wortes (seinen Stellenwert). Mit den anderen Worten, signalisiert die stilistische Bedeutung  über den Stellenwert des Wortes im Sprachsystem, in dem sie aus einem Hinweis zum Gebrauchswort gibt. Die stilistische Bedeutung überlagert die begriffliche Bedeutung. Das Vorhandensein der stilistischen Bedeutung erlaubt den ganzen Wortschatz stilistisch differenzieren und auf der normativen Skala darstellen (Rieselsche Skala).

Wenn wir  über die absolute stilistische Bedeutung des Wortes sprechen, so sprechen wir von der stilistischen Bedeutung isolierter Wörter. Die absolute stilistische Bedeutung ist ein obligatorischer Bestandteil des Wortinhaltes, zur Sprache gehöriges Merkmal der lexischen Einheit.

3. Die absolute stilistische Bedeutung als sprachimmanentes Merkmal der lexischen Einheit.

Die absolute stilistische Bedeutung ist der zentrale Begriff der Stilistik; das ist eine linquistische Erscheinung, die die qualitative und quantitative linguistische Verwendung der sprachlichen Einheit in Kontext bedingt. Sie fügt eine zusätzliche Information zur lexischen und grammatischen Bedeutung hinzu: damit hilft sie, den Gebrauchswert der sprachlichen Einheit zu bestimmen. Wenn wir über die absolute Stilistische Bedeutung sprechen, sprechen wir über die stilistische Bedeutung der isolierten Wörter (ohne Bezug der anderen Wörter).

Sie ist kein einheitlicher Begriff, weil sie aus drei Komponenten besteht:

  • Aus funktionaler Stilfärbung (man unterscheidet in der Sprache fünf funktionale Stile; darunter versteht man die Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit: Stil des offiziellen Verkehrs, Stil der Alltagsrede, Stil der Belletristik (künstlerische Verwendung der Sprache), wissenschaftlicher Stil, Stil der Prosa und der Publizistik. In jedem Stil gibt es bestimmte Wörter und Wendungen, die die Stilzüge jedes konkreten Stils präzisieren: die Präposition „zwecks mit Gen.“ gehört zur Lexik des Stils des offiziellen Verkehrs;
  • Aus normativer Stilfärbung (die Grundlage jedes Funktionalstils bilden neutrale Wörter mit normalsprachlichen) Als Grundnorm bezeichnet man die Stilfärbung, die in allen Stilen als Nullfärbung, als neutrale Basis empfunden wird: die Verben „heiraten, sich verheiraten“ sind allgemeinverständlich und allgemeingebräuchlich; sich vermahlen ist schon gehoben (Stilfärbung);
  • Aus dem Vorhandensein/Nichtvorhandensein der Expressivität. Expressivität der Sprache ist eine ungewöhnliche Ausdrucksweise, die durch eine Anziehungskraft, Lebendigkeit, Frische und Originalität gekennzeichnet ist. Expressivität als Konzept ist unwahrscheinlich vielgesichtig. Am öftesten kommt sie in der Sprache als Ausdruck verschiedener Emotionen zum Vorschein. Man sagt: Alles, was emotional ist, ist expressiv. Eine besondere Richtung in der Stilistik ist expressive Stilistik (der Begründer ist Ch. Bally); erforscht expressive Elemente des Sprachsystems aus der Sicht ihres emotionalen Gehalts, d.h. alle Erscheinungen der Sprache aus dem Bereich der Emotionen.

4. Zum Begriff der kommunikativen Situation. Ihre Bedeutung für die sprachliche Ausformung der Rede.

Die kommunikative Situation ist eine der Formen der Existenz der Sprache; Das Wissen über den Stillwert des Wortes macht uns sicherer in Sprachgebrauch; wir fühlen uns fast jeder kommunikativen Situation gewachsen und wir sind stilistisch kompetenter geworden. Jede sprachliche Äußerung findet in jedem bestimmten Milieu statt. Jeder Kommunikant hat eine soziale Rolle. Beim Kommunizieren halten sich alle Produzenten in der Sprache, an bestimmte Regeln, deshalb erwartet man von seinem Gesprächspartner eine bestimmte sprachliche Verhaltensweise. Diese Anwendungsformen sind in jeder Gesellschaft festangelegt.

*Ich kann eine ältere unbekannte Frau duzen; erzogene unbekannte Menschen siezen einander;

Anredeformen sind in dem Umgang von großer Bedeutung:

Russische Anredeformen

Здрасте! (umg)

Добрый день! (gehob)

Привет! (umg)

Здорово! (umg)

Здравствуйте! (n)

Deutsche Anrede- und Grußformen

Machs gut! (umg);

By-By (umg)

Ade (umg)

Leb wohl (gehob)

Beschütze dich Gott! (gehob)

Grüß Gott! (umg)

Auf Wiedersehen! (n)

Wiedersehen (umg)

   Man muss darauf hinweisen, dass die Muttersprachler gegen einen angemessenen Wortgebrauch sehr empfindlich sind. Bei jedem Gespräch, das heißt in jeder KS wird eine kommunikative Aufgabe gelöst (eine Wahl treffen, aus variablen Elementen der Sprache auf allen Ebenen ein angemessenes sprachliches Mittel wählen). Alle Menschen als gesellschaftliche Wesen halten sich bei der Kommunikation an bestimmte Anwendungsnormen der Sprache. Werden diese Normen nicht  eingehalten, führt das zu einer unerwünschten Reaktion des Gesprächspartners.

Die Sprache lebt in der KS: einerseits ist die Sprache als System (Gesamtheit von Regeln; kodifizierte Sprache); andererseits belebt sich die Sprache in der KS.

Definition — KS ist ein Gefüge, eine Gesamtheit von Bedingungen, unter denen eine kommunikative Aufgabe gelöst wird. Jede KS setzt sich aus einem Komplex von außerlinguistischen Faktoren zusammen. Der Mechanismus der Wahl der variablen Elemente auf aller Ebenen der Sprache wird von den Faktoren (Determinanten) der KS  bestimmt.

Folgende Faktoren beteiligen sich an der sprachlichen Ausformung jedes sprachlichen Produkts:

  • Der Sachverhalt = das Thema der Unterhaltung
  • Wann spricht man?
  • Wo? An welchem Ort?
  • In welchem Zustand?
  • In welchem Bereich der Sprache wird kommuniziert (W, O, B, PP)
  • Zu welchem Zweck spricht man? (Intention, Redeabsicht)
  • Verständigungsart (monologisch, polilogisch, dialogisch)
  • Verständigungsweg (schriftlich, mündlich)
  • Sender || Empfänger (Verhältnisse): offiziell (nicht offiziell); symmetrisch (nicht symmetrisch); bekannt (unbekannt); Oben- oder Untenbeziehungen (Vogesetzer - Untergesetzer).

Schlussfolgerung: das sind Faktoren, die außerhalb der Sprache liegen; man nennt sie außerlinguistischen Faktoren. Soll weiterbetont werden: wenn sich einer der Faktoren ändert, ändert sich auch die sprachliche Ausformung der Rede (Student + Lehrer: Guten Tag! — Guten Tag!; Student + Student; Tägchen, Mädels!).

Sprachliches Produkt (Text, Aussage) bekommt seine  sprachliche Gestalt in einer KS; nur in einer KS wird die Gesamtheit von strengen Regeln der Sprache in ein lebendiges saftiges Deutsch umgewandelt.

Noch einige Faktoren: Alter, Bildungsgrad, Geschlecht, Beruf, Temperament, soziale Lage des Sprechers, sein Gemütszustand, Erziehung. Das alles formt unsere Sprechweise aus (jeder spricht, wie ihm Schnabel gewachsen ist). Wenn etwas gegen die Erwartung des Sprechers geht, entsteht ein V-Effekt (Entfremdungseffekt).

5. Die stilistische Bedeutung als obligatorischer Bestandteil des Wortinhaltes.

Stilistische Bedeutung ist einer der Grundbegriffe der Linguostilistik, ist eine der Komponente der stilistischen Bedeutung und gilt als stilistische Kategorie. Sie ist kein einheitlicher Begriff, weil sie aus drei Komponenten besteht:

  • Aus funktionaler Stilfärbung (man unterscheidet in der Sprache fünf funktionale Stile; darunter versteht man die Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit: Stil des offiziellen Verkehrs, Stil der Alltagsrede, Stil der Belletristik (künstlerische Verwendung der Sprache), wissenschaftlicher Stil, Stil der Prosa und der Publizistik.
  • Aus normativer Stilfärbung (die Grundlage jedes Funktionalstils bilden neutrale Wörter mit normalsprachlichen )
  • Aus dem Vorhandensein/Nichtvorhandensein der Expressivität.

Diese Dreiteiligkeit ist eine Art Matrize, nach der die stilistische Bedeutung jedes Wortes betrachtet werden kann. Deshalb sieht das linguostilistische Model des neutralen Wortes so aus:  

n1

n2

n3

  • n1 — in jedem Funktionalstil verwendbar, das heißt allgemein gebräuchlich; bildet Basis aller sprachlichen Äußerungen;
  • n2 — normalsprachlich (nach dem Verhältnis zur literarischen Norm), d.h. allgemein verständlich. Alle Menschen, unabhängig von ihrem sozialen Status und Bildung, gebrauchen solche Wörter.
  • n3 — besitzt keine Ausdruckskraft, d.h. ist nicht expressiv; alle Wörter, die zum stilistisch-undifferenzierten Wortbestand gehören, haben immer dieses linguostilistische Modell.

Jedes Wort hat eine stilistische Bedeutung, die aus drei Komponenten besteht

Lexische Einheit

funktionale Stilfärbung

nominative Stilfärbung (Rieselsche Skala)

Expressiv/nicht expressiv

Fahrrad, m

n1 — in allen Stilen verwendbar

n2 — normalsprachlich im Verhältnis zur Norm

keine Expressivität (liegt vor)

Drahtesel, m

im Stil der Alltagsrede verwendbar

umgangssprachlich (-1 Stufe)

expressiv (emotional, anschaulich, bildhaft, deshalb ist expressiv)

Die stilistische Bedeutung ist eine zusätzliche Bedeutung zum lexischen begrifflichen Bedeutung; sie schafft allerlei Kolorite, weist auf den Gebrauchswert des Wortes in einer bestimmten Situation, das ist das Zeugnis des Ausdruckskraft der Sprache; das ist etwas, was uns stilistisch kompetent macht; ohne stilistische Kompetenz des Sprachprozesses ist die Kommunikation undenkbar.

Die stilistische Bedeutung wird auf allen sprachlichen Ebenen präzisiert:

Ph.E: Guten Morgen — Juten Morgen;

Lex. E: Oberst — Obrist (veralt.)

Morph. E: im Wald — im Walde;

Syntaktische E: Röslein, Röslein, rot

6. Die funktionale Stilfärbung als stilistische Kategorie 

(aus   der   Sicht   des   stilistisch-differenzierten Wortschatzes)

Im Unterschied zu neutralen Wörtern, die in jedem Funktionalstil gebraucht werden können, signalisiert die funktionale Stilfärbung des Wortes (stilistisch-differenzierter Wortschatz) dem Sprachnutzer über den Stil, dem das Wort gehört. Die funktionale Stilfärbung  als erste Komponente der stilistischen Bedeutung ist zusätzliche Information und enthält einen Hinweis auf den Gebrauch des Wortes in einem bestimmten funktionalen Stil.

Mit dem Begriff „Funktion“ bezeichnet man den grundlegenden Sachverhalt für die Funktionalstilistik: Es gibt einen Zusammenhang   zwischen   Außersprachlichem (Tätigkeitsbereiche, Kommunikationssituation, gesellschaftliche Aufgaben) und sprachlichen Gebrauchsweise (typische   Verwendungsweisen   von   Ausdrucksmitteln des Systems).        Die Funktionalstilistik unterscheidet Funktionalstile z. B. den Stil des Alltags, des Amtsverkehrs, der Wissenschaft, des Journalismus und der Belletristik.  Jeder Funktionalstil enthält dominierende Stilzüge und Stilelemente. Die funktional gefärbten Wörter werden in ihrem Mutterstil als angemessen und normal empfunden. Der Funktionalstil und die entsprechende Sprachmittel werden von dem Menschen ausgewählt und durch der Sprachsituation bedingt.

7. Die semantisch-expressive Stilfärbung als stilistische Kategorie

Die   lexikalischen   Einheiten   des   stilistisch-differenzierten Wortschatzes sind auch nach der semantisch-expressiven Stilfärbung nicht einheitlich. So bilden sie einige Stilschichten im Sprachsystem, denn sie können nach ihrer Semantik entweder gehoben oder dichterisch oder umgangssprachlich oder salopp oder derb sein. Sie haben also außer der denotativen Information noch eine konnotative Information und können Nebensinne und verschiedene Gefühle ausdrücken. Deshalb wird die Verwendung der Wörter in der Rede wegen ihrer Stilfärbung bestimmt beschränkt. Das Wissen über die normative Stilfärbung ist entscheidend für die Wortwahl, die jede kommunikative Situation diktiert. Solche Möglichkeit der Wahl bietet das System der Sprache in Form von synonymischen Elementen an: wenn ein neutrales Wort hat noch einige über neutrale und unter neutrale Synonyme.

Um das Verhältnisse der stilistischen Synonyme auszudrücken und die Wörter aus der Sicht der emotionalen Höhenlage zu charakterisieren, werden einige Schemen ausgearbeitet, die bekannteste ist die Rieselsche Skala. Dieses Schema wird auf dem Verhältnis der Stilschichten zur normativen (literarischen) Norm ausgebaut. Riesel gebraucht folgende Termini für die Bezeichnung der Stilschichten: einfach-literarische Stilfärbung (0-Stufe); gewählte (+1), poetische (+2), literarish-umgangssprachliche (-1), familiär-umgangssprachliche (-2), grob umgangssprachliche Stilfärbung (-3).  

Es gibt noch eine dreiteilige Klassifikation von Ludwig:

  • die „neutrale“ Ebene — die Lexik, die in jeder Situation und jeder Textsorte zu verwenden sind;
  • die „über neutrale“ Ebene — der Sprecher hebt sich bewusst die Lexeme vom neutralen Ausdruck ab;
  • die „unter neutrale“ Ebene — Lexeme dieser Ebene werden in ungezwungener   (nicht   offizieller) Kommunikation verwendet.

8. Die gehobene Schicht des Wortbestandes (+1, +2 Stufe)

Nach der Rieselschen Skala unterscheidet man einige Stilschichten nach dem Verhältnis zur literarischen Norm. Die 0-Stufe bezeichnet die normalsprachliche Lexik: normalsprachliche Wörter sind in objektiv sachlichen Mitteilungen anzutreffen. Sie bilden Basis aller sprachlichen Produktion (Gesicht, Pferd, sterben).

Die nächste Stufe heißt +1-Stufe; dazu gehört die gehoben Lexik: Lexeme dieser Tonalität sind zum Ausdruck hoher Gefühle angebracht, die mit solchen Begriffen verbunden sind wie Tod, Geburt, Vaterland, Liebe. Sie sind zu Hause in Toasten, Grabreden, Todesanzeigen usw. (Angesicht, Ross, ableben, versterben).

Die nächste Stufe heißt +2-Stufe; dazu gehört die dichterisch-erhabene Lexik: ihre Domäne sind Poesie, künstlerische Werke verschiedenster Texttypen (Antlitz, entschlummern).

9. Die gesenkte Stilfärbung des Wortes (-1, -2, -3 Stufe)

Nach der Rieselschen Skala unterscheidet man einige Stilschichten nach dem Verhältnis zur literarischen Norm. Die 0-Stufe bezeichnet die normalsprachliche Lexik: normalsprachliche Wörter sind in objektiv sachlichen Mitteilungen anzutreffen. Sie bilden Basis aller sprachlichen Produktion (Gesicht, Pferd, sterben). Die gesenkte Stilfärbung charakterisieren drei Stilschichten. Die erste Stufe ist -1-Stufe; dazu gehört die umgangssprachliche Lexik; solche Lexeme sind mit dem Gefühl des Ungezwungenen verbunden. Ihr Verwendungsbereich ist Alltag, Freunde- und Kollegenkreis (Visage, Hafermotor, ein Sterbchen machen). Die zweite Stufe ist -2-Stufe; das ist saloppe Lexik, die für den offiziellen Stil anstößig ist. Der Gefühlston dieser Lexik ist nachlässig und burschikos (Fratze, Mähre, abkratzen, ins Gras beißen). Zur -3- Stufe gehört die derbe Lexik: das sind grob umgangssprachliche Wörter, die als Ausdruck von Zorn, Unzufriedenheit, Zynismus, Verachtung usw. verwendet werden (Fresse, Schnauze, krepieren). Die gesenkten Stilschichten drücken verschiedene Gefühle aus und bereichern den Wortbestand.

10. Die Expressivität als dritte Komponente der stilistischen Bedeutung

Expressivität der Sprache ist eine ungewöhnliche Ausdrucksweise, die durch eine Anziehungskraft, Lebendigkeit, Frische und Originalität gekennzeichnet ist. Expressivität als Konzept ist unwahrscheinlich vielgesichtig. Am öftesten kommt sie in der Sprache als Ausdruck verschiedener Emotionen zum Vorschein. Man sagt: Alles, was emotional ist, ist expressiv. Eine besondere Richtung in der Stilistik ist expressive Stilistik (der Begründer ist Ch. Bally); erforscht expressive Elemente des Sprachsystems aus der Sicht ihres emotionalen Gehalts, d.h. alle Erscheinungen der Sprache aus dem Bereich der Emotionen.

Die bestimmten Stilschichten der Wörter (außer der normalsprachlichen) drücken verschiedene Gefühle aus, sie reichen vom Gefühl des Erhabenen (+1, +2) bis zum Gefühl des Groben (-1, -2, -3). Sie sind also emotional und deshalb expressiv. Normative und expressive Stilfärbung betrachtet man wie zwei Seiten einer Medaille. Sie sind unzertrennlich. Die expressiven Wörter treten in der Sprache stets als stilistisches Gegenstück zu den Wörtern mit dem linguostilistischen Modell n1—n2—n3 auf, wo n1 allgemein gebräuchlich, n2 allgemein verständlich, n3 nicht expressiv. stehlen (neutral)— entwenden (gehoben); Gesicht (n)— Fresse (derb).

11. Binäre Oppositionen als Ausdruck objektiver Verhältnisse im Sprachsystem.

Binäre Opposition ist ein Wortpaar: Das erste Wort hat eine neutrale Stilfärbung (in jedem Stil verwendbar, nach dem Verhältnis zur literarischen Norm: normalsprachlich (0-Stufe, nicht expressiv). Das zweite Wort ist sein stilistisches Gegenstück, das ist ein Wort mit gesenkter oder gehobener Stilfärbung. Sein Gebrauch beschränkt sich auf bestimmte Bereiche, es ist meist expressiv. Den Kern der binären Opposition bildet ein Wort mit der normalsprachlichen Stilfärbung (Liebe — Minne, Frau — Gattin)

Durch das System der binären Oppositionen (phonetische, lexische, syntaktische Oppositionen) kann der Lerner einer Fremdsprache sich den Stellenwert jeder sprachlichen Einheit aneignen und so stilistisch kompetent werden. Er wird fähig jeder kommunikativen Situation adäquat zu sein.

Z.B. binäre Opposition „erklären (n) — verdeutschen. Die stilistische Charakteristik des zweiten Wortes sieht so aus: die funktionale Stilfärbung — das ist der der Stil der Alltagsrede; die gesenkte Stilschicht — umgangssprachlich; das Wort enthält ein emotionales Element, deshalb ist expressiv.

12. Das Problem der Wortwahl: stilistische und nichtstilistische Wahl.

Von dem Charakter der Wortwahl hängt es ab, wie die Rede des Menschen ist, und ob er von seinem Gesprächspartner verstanden wird oder nicht. Die Wortwahl hängt von verschiedenen Faktoren ab. In erster Linie sind das u.a. die kommunikative Absicht des Sprechers, die funktionale Zugehörigkeit der Rede (des Gesprächs), der soziale Stand des Sprechers und seine individuelle Eigenart.

Um eine richtige Wortwahl zu treffen, die am besten das Ziel des Gesprächs ausdrückt, müssen die Kommunikanten den Stellenwert jeder sprachlichen Einheit auf allen drei Ebenen kennen. Das Wissen über den Stellenwert des Wortes erlaubt auch dem Leser die Spezifik des künstlerischen Textes zu verstehen.

Die treffende Wortwahl ist eigentlich eine stilistische Wahl. Die stilistische Wahl scheint die Wahl zwischen mehr oder weniger gleichbedeutenden Einheiten zu sein. Materielle Voraussetzung für eine treffende Wahl sind variable Elemente der Sprache auf allen Ebenen der Sprachstruktur. Bei der stilistischen Wahl stehen Wörter und syntaktische Konstruktionen in einer synonymischen Relation zueinander.

Die nichtstilistische Wortwahl ist eine Wahl zwischen zwei verschiedenen Bedeutungen.

Man kann noch hinzufügen, dass laut der selektiven Stilkonzeption, kann dieselbe Information mittels verschiedener sprachlichen Selektionen übermittelt werden. Die Stilistische Selektion bedeutet aber nicht eine x-beliebige Wahl der Wörter, sondern die Wortwahl aus einer Menge von Spracheinheiten, die in Synonymie-Relation zueinander stehen. Synonymischen Reihen bieten dem Sprecher die Möglichkeit der Wahl unter variablen Elementen der Sprache je nach der Redeabsicht; Nach Enkvist: die Redeabsicht durchläuft bei der Textbildung einen grammatischen und stilistischen Filter, wo alle unangemessene im gegebenen Kontext Ausdrücke gestoppt werden.

Zusammenfassend, der Sprecher hat die Möglichkeit einer Wahl, weil es in der Sprache variable Elementen gibt. Deshalb bestimmt man den Stil als Wahl.

13. Das Problem der Synonymie. Funktionen der Synonyme.

Unter Synonymen versteht man solche Wörter, deren Bedeutungen bedeutungsgleich, -ähnlich oder sinnverwandt sind.  Aber sie haben noch etwas, was sie unterscheidet.

P 1: Die Unterschiede tragen entweder einen begrifflichen Charakter oder einen stilistischen: z.B. zwei Synonyme „gehen“ und „schlendern“. Das zweite Verb hat eine zusätzliche Information (ziellosgehen);  sie unterscheiden durch ein Sem; Aber in dem Paar „Gespräch“ — „Schwätzchen“ unterscheiden sich zwei Wörter durch die stilistische Beleuchtung (das zweite Wort ist emotional gefärbt).

P 2: Synonymität zweier oder mehrerer sprachlichen Äußerungen gilt als ein universelles Prinzip in allen Sprachen. Es herrscht jedoch in der Sprachwissenschaft relative Einigkeit, dass es reine Synonyme im Sinne bedeutungsidentisch nicht gibt.

P 3: Wie entstehen die Synonymen: bestimmte Wörter in der Sprache (semantisch verschieden) beziehen sich auf einem Gegenstand, der alle Seiten seiner Bedeutung nicht in einer lexischen Bedeutung ausdrücken kann

Deshalb sind das Zeichen (Benennung, Lautkomplex des Wortes) und das Bezeichnete nicht gleich: Frau (Denotat) = Lebewesen, Person, weiblich, erwachsen; F-r-a-u =Lautkomplex; dazu hat das Denotat noch viele Bezeichnungen aus einer anderen Sicht (Weib, Evas Tochter usw.). Nur nach der Komponentenanalyse kann man die stilistische und begriffliche Unterschiede der Synonymen feststellen.

Synonyme erfüllen folgende stilistische Funktionen:

  1. Ausdrucksvariation, um Wiederholungen zu vermeiden. So kann z.B. ein deutsches durch ein Fremdwort ersetzt werden (der Wortschatz – das Lexikon),
  2.  Euphemismus ("verhüllender Ausdruck"), wenn man die direkte Bedeutung vermeiden will (vollschlank statt dick);
  3. Bildhaftigkeit und Anschaulichkeit; die Wörter Haupt, Kopf und Birne unterscheiden sich durch ihre Stilfärbung
  4. Kontrast; dabei werden Synonyme absichtlich nebeneinander gesetzt, um deren Unterschied zu verdeutlichen: Man bringt ihn in einen Raum, nicht in ein Zimmer, nein, in einen Raum!

Die Synonyme haben verschiedene stilistische Markierungen:

  • eine besondere Gruppe bilden die so genannten kontextuellen Synonyme. Sie werden in der Sprache benutzt, um ständige Wiederholungen zu vermeiden. Man spricht in solchen Fällen von kontextueller Ersetzbarkeit. Wörter wie díe Kinder und die Zukunft der Nation sind nicht synonym, aber in bestimmten Kontexten sind sie leicht austauschbar; kontextuale Synonyme sind keine lexikologische, sondern eine stilistische Erscheinung.
  • Gemeinsprachliche Synonyme sind bekanntlich Wörter, die gleiche oder gering schattierte logisch-gegenständliche Bedeutung haben sowie durch variierte stilistische Bedeutung gekennzeichnet sind. Völlig oder fast sinngleich können nationale und territoriale Synonyme (Dubletten) einerseits sowie fremdsprachige und deutsche Synonyme (Dubletten) andererseits sein. Die gleichbedeutenden Lexeme Brötchen – Semmel sind beide normalsprachlich, aber unterschiedlich territorial gebunden.

14. Thematische Reihen, thematische Gruppen und synonymische Reihen als materielle Voraussetzung der Variabilität in der Sprache.

Materielle Voraussetzung für eine treffende Wortwahl sind variable Elemente der Sprache auf allen Ebenen der Sprachstruktur. Auf der lexischen Ebene sind das thematische Gruppen, thematische Reihen und synonymische Reihen.

Eine thematische Gruppe enthält eine Menge von Wörtern, die einen gemeinsamen begrifflichen Kern haben, der die Bedeutung des Wortes ausmacht (es heißt semantische Dominante), aber sie unterscheiden sich voneinander durch modifizierendes Sem („Stützwort“ nach Riesel). Sprechen — mündlich Worte formen; vereinigt eine Menge von den so genannten verba dicendi.

Die thematische Gruppe wird in den ihr untergeordneten thematischen Reihen präzisiert.

Eine thematische Reihe wird zuerst durch das Stützwort bzw. die Stützwortgruppe jeder thematischen Reihe präzisiert, und dann durch eine synonymische Reihe. Die thematischen Reihen drücken untereinander verwandte, aber dennoch nicht gleiche Begriffe aus. Z.B. folgende Verben: flüstern, antworten, schreien, erklären usw. Das Stützwort (die Dominante) ist das Verb „sprechen“. Innerhalb dieser  thematischen Gruppe kann man folgende thematischen Reihen unterscheiden: leise sprechen (flüstern), laut sprechen (schreien) — erklärend sprächen (erklären) usw.

Innerhalb jeder thematischen Reihe befinden sich synonymische Reihen, die durch eine gemeinsame Dominante verbunden sind, aber durch verschiedene stilistische Beleuchtung unterscheiden. Die synonymischen Reihen enthalten oft nur stilistische Synonyme (leise sprechen— raunen, flüstern; laut sprechen — brüllen, schreien).

Das Vorhandensein der thematischen Gruppen, thematischen Reihen und synonymischen Reihen, die daraus entstehen, ist noch eine Quelle der Anschaulichkeit und dadurch der Expressivität der Sprache

Die selektive Stilkonzeption lautet: dieselbe Information kann mittels verschiedener sprachlichen Selektionen übermittelt werden: j-n um Ruhe bitten; Ruhe! Halt den Mund!, Bitte seid still. Stilistische Selektion bedeutet nicht eine x-beliebige Wahl der sprachlichen Mittel, sondern die Wahl aus einer Menge von Spracheinheiten, die in der synonymischen Reihe zueinander stehen.

15. Stilistisch-undifferenzierter Wortbestand.

In dem gesamten Wortbestand einer Sprache kann man nach seiner Zugehörigkeit zu den einzelnen schriftlichen und mündlichen Stilen zwei Teile unterscheiden:

1. den stilistisch undifferenzierten Wortbestand (d.h. allgemeinverständliche und allgemeingebräuchliche Wörter, die in verschiedenen kommunikativen Bereichen und Situationen von allen Deutschsprachigen gleicherweise verstanden und verwendet werden);

2. den stilistisch differenzierten Wortbestand (d.h. Wörter und Wendungen, deren Verwendungsbereich durch gewisse zeitliche, territoriale, berufliche, soziale und nationale Faktoren eingeengt ist). Sie werden von manchen Gruppen der Sprachgemeinschaft nicht immer verstanden,. Diese beiden Gruppen sind in ständigem Fluss.

Zu der ersten Gruppe gehört vor allem die mehr oder weniger stabile lexische Basis der Sprache. Grundkriterium – Allgemeinverständlichkeit, Allgemeingebräuchlichkeit, vollständige Neutralität. Dieser Wortschatz ist stilistisch undifferenziert, weil er in allen Stilen verwendet werden kann.

Die Wörter des Grundwortbestandes sind in ihrer Verwendung unbegrenzt;  sie haben in allen Funktionalstilen das gleiche Gewicht, die gleiche Verbreitung. Bemerkenswert ist es, dass nicht zu dem ganzen Grundwortbestand die Synonyme gebildet werden können. Numeralien wie zehn, der zehnte, zehnmal, Pronomen wie er, unser, nichts u.a.m. haben keinerlei sinngleiche Äquivalente, auch keine stilistischen Varianten.

Die stilistisch undifferenzierte Gruppe bereichert sich durch Zustrom aus der stilistisch differenzierten Gruppe. Es handelt sich um einige Wörter, die ihre enge Wortschicht verlassen, um in den allgemeinen Gebrauch einzugehen. So sind z. B. die wichtigsten Termini des Fernsehens, die früher als engspezialisierte wissenschaftliche Fachwörter entstanden sind, und heute haben ihren terminologischen Charakter verloren: Fernsehempfang, Bildschirm, Farbfernsehen.

Die stilistische Bedeutung dieses Wortschatzes ist gleich Null, deshalb sieht das linguostilistische Modell des neutralen Wortes n — n — n (in jedem Funktionalstil verwendbar — normalsprachlich — nicht expressiv).

16. Stilistisch-differenzierter Wortbestand (96-114)

In dem gesamten Wortbestand einer Sprache kann man nach seiner Zugehörigkeit zu den einzelnen schriftlichen und mündlichen Stilen zwei Teile unterscheiden:

1. den stilistisch undifferenzierten Wortbestand (d.h. allgemeinverständliche und allgemeingebräuchliche Wörter, die in verschiedenen kommunikativen Bereichen und Situationen von allen Deutschsprachigen gleicherweise verstanden und verwendet werden);

2. den stilistisch differenzierten Wortbestand (d.h. Wörter und Wendungen, deren Verwendungsbereich durch gewisse zeitliche, territoriale, berufliche, soziale und nationale Faktoren eingeengt ist). Sie werden von manchen Gruppen der Sprachgemeinschaft nicht immer verstanden,. Diese beiden Gruppen sind in ständigem Fluss.

Die sprachlichen Einheiten der zweiten Gruppe sind aus inner- und außerlinguistischen Gründen nicht allen Deutschsprachigen gleicherweise verständlich. Sie werden auch nicht von allen gleicherweise gebraucht. Man unterscheidet im Gebrauch vom stilistisch-differenzierten Wortbestand im Rahmen der Stilnormen zwei Untergruppen:

  1. Stilistisch kolorierte Lexik: die stilistische Bedeutung diese Wörter beschränkt ihre Verwendung, weil die Emotionen, die sie ausdrücken, nicht in jeder Situation angemessen; niemand – normalsprachlich, kein Mensch, keine Seele — umgangssprachlich-literarisch, kein Teufel – umgangssprachlich-salopp;
  2. Charakterologische Lexik, d.h. Wörter und Wendungen, die zeitliche, territoriale, berufliche, soziale und nationale Gegebenheiten charakterisieren.

a) das historische Kolorit (bedingt durch die Zeit); dazu gehören:

  • Historismen — die Wörter, die Gegenstände, Eigenschaften oder Erscheinungen benennen, die in der gegenwärtigen Sprache nicht mehr existieren (der Harnisch — броня);
  • Archaismen — Wörter, die Gegenstände, Vorgänge oder Erscheinungen benennen, ohne dass der benannte Gegenstand aus der Realität verschwunden ist (veraltet); der Eidam (зять);
  • Anachronismen — sind zeitwidrig gebrauchte Wörter, das gebrauchte Wort ist noch nicht oder schon nicht im Umlauf (Arche Noah über ein Boot alter Bauart)
  • Neologismen — sind Wörter, die zu einem bestimmten Zeitpunkt, aus einem bestimmten Anlass entstehen: der Bachelor;

b) das nationale Kolorit (betrifft die Unterscheidungsmerkmale der Nationen innerhalb einer Sprache und die Spezifik verschiedener Nationalsprachen);

  • Dialektismen — sind nicht literarische, mundartliche (dialektale) Wörter und Wendungen, die aus dem  bestimmten Mundartgebiet stammen, keinen schriftlichen Niederschlag finden und außerhalb dieses Mundartgebietes nicht verstanden werden.
  • Territoriale Dubletten — Synonyme innerhalb der literarischen Sprache; literarische zulässige nord-, mittel-, oder süddeutsche Varianten der gemeinsprachlichen Lexik (der Schrank (nordd.) — der Kasten (südd.);
  • Nationale Dubletten — unterschiedliche Ausprägungen einer Literatursprache auf getrennten staatlichen Territorien mit national homogener Befölkerung (Austriazismen: der Wissenschafter; Helvetismen: besammeln = versammeln)

c) das soziale Kolorit (in der Rede bestimmter Bevölkerungsgruppen und Altersstufen, berufliches Kolorit);

  • Termini — Ausdrücke innerhalb eines Fachgebietes mit einer festgelegten Bedeutung (das Phonem in der Phonetik);
  • Berufslexik — die Wörter innerhalb eines Berufs (sichtiges Wetter = klares                                                    Wetter für die Seeausfahrt);
  • Jargonismen — von der Norm abweichender Ausdruck in den bestimmten sozialen und beruflichen Gruppen;
  • Vulgarismen — grobe vulgäre Ausdrücke (verarschen);

d) individualisierende Kolorite (charakterisieren die Einzelmenschen nach ihrer persönlichen Eigenart im Ganzen, aber vor allem nach ihrer Sprechweise).

Dank dieser Lexik bekommt man eine zusätliche Information über Beruf, sozialen Status des Sprechenden, über den Ort und die Zeit der Handlung. Durch diese Schicht der Lexik eröffnen sich ganze Welten der Ausdruckskraft der Sprache.

Фонетика

17. Die allgemeinen phonetischen Besonderheiten als Ausdruck der Ungezwungenheit im Alltagsstil.

Im natürlichen Sprachgebrauch bemerkt jeder mehr oder weniger kultivierte Mensch allerlei Verstöße gegen die Norm bei seinen Gesprächspartnern. Die Gesprächspartner sind bekannt, Offizialitätsgrad ist unbedeutend, man will sich nicht anstrengen, die Norm einzuhalten. Die mündliche Kommunikation ist meistens spontan, das führt nicht nur zu grammatischen Fehlern, Abbrüchen, Neuansätzen, Wiederholungen, sondern auch zu einer nicht ganz korrekten Aussprache. Man lässt Vokale oder Konsonanten ausfallen, man legt individuelle Besonderheiten der Aussprache an den Tag, es gibt auch einige dialektale Eigentümlichkeiten. Alle diese charakteristischen Erscheinungen stören nicht im Geringsten die Verständigung zwischen Kommunikanten. Solche Abweichungen haben mit der „Expressivität" nichts zu tun.

Die folgenden phonetischen Erscheinungen machen die genannten allgemeinen spezifischen Merkmale der Aussprache in der Alltagsrede aus:

  • Apokope (e) — Lautabstoßung am Wortende: sag´, glaub´
  • Synkope (e) — Vokalausstoß im Wortinnern: fahrn, drin;
  • Aphärese (e) — Lautschwund im Anlaut eines Wortes: ´raus, ´ne Puppe;
  • Assimilation (e) — Angleichung des folgenden Lautes an den vorangehenden: gebm, bleim, ham.
  • Elision(e) — Liquidierung eines auslautenden Vokals vor folgendem vokalischem Anlaut: sag´ich.
  • Zusammenziehung (e) — klitische Formen im präpositionalen Bereich: zur Post, aufs Feld, fürn ganzen Tag.

Expressivität der sprachlichen Mittel auf der phonetischen Ebene realisiert sich auf verschiedene Weise, z.B. die Abweichungen von der Norm (Synkopen, Apokopen, Aphäresen, Verschleifungen, Elision usw.) werden erst dann expressiv, wenn sie vom Textproduzenten (vom Autor) eingesetzt werden, um seine Helden  sozial-  und  bildungsgemäß zu charakterisieren, auf ihren Gemütszustand hinzuweisen und so die Nachlässigkeit und Ungezwungenheit des Stils der Alltagsrede zu stilisieren. Der Autor stilisiert die Sprechweise (Aussprache der Romanfiguren, indem er ihr Sprachporträt schafft. Der Empfänger (Leser, Hörer) entschlüsselt diese zusätzliche Information „Wie sprechen die handelnden Personen?“ und so bekommen die Abweichungen den Status der stilistischen Mittel, weil sie dem Ausdruck einer besonderen Aufgabe (der Intention) des Verfassers dienen: Sie lösen einen bestimmten kommunikativen  Effekt  aus  und  werden  so  zu  einem unentbehrlichen Teil des künstlerischen Werkes.

Phonetische Erscheinungen, die ein lokales und soziales Kolorit schaffen.

Der wahre Ausdruckswert eines vom Autor eingesetzten Mittels - sei das ein phonetisches, ein lexisches, ein syntaktisches Mittel - kann erst aus dem Konzept des Makrotextes erklärt werden. Aber die folgenden Auszüge aus künstlerischen Werken sollen den Empfänger lehren, dass die phonetischen   Mittel   ein   wesentlicher   Teil   des   Stils des künstlerischen Werkes sind, weil sie zu seiner Expressivität beitragen.

Individuelle phonetische Besonderheiten und ihre Funktionen.

Nebst der allgemeinen und lokalen Spezifik der Aussprache in der Alltagsrede sind auch individuelle orthoepische Besonderheiten des Sprechers stilistisch relevant. Die Sprecher können auf psychische oder physische Hemmungen des Sprechers im künstlerischen Werk hinweisen, z. B. Nuscheln, Näseln, Lallen, Lispeln, Stottern. Die Sprechweise kann auch sei Gefühle ausdrücken (Zorn, Empörung, Erstaunen) und eine positive oder eine negative Bewertung ausdrücken. Dabei dehnt der Sprechende einen Vokal oder einen Konsonanten. Die nicht normative  Lautung  kann     auch     von     mangelnder  Sprachbeherrschung zeugen.

18. Beteiligung der phonetischen Mittel an der Struktur der Dichterwerke.

Die Poesie ist noch ein Bereich, wo die phonetischen Mittel aus der stilistischen Sicht eine entscheidende Rolle spielen. Das Wesen des Gedichts erschöpft sich nicht in Bildhaftigkeit und Bildlichkeit; bildliche und bildhafte Ausdrücke sind gang und gäbe auch in der künstlerischen Prosa, in vielen Genres der Presse und Publizistik und in der Alltagsrede. Was das Gedicht von der Prosa unterscheidet ist die Tatsache, dass es seinem Leser eine innere Bewegung, einen Rhythmus mitteilt. Nur der Rhythmus verleiht dem bildlich und bildhaft gestalteten Inhalt die ganze künstlerische Gewalt.

Rhythmus ist ein Element des sprachlichen Klangs. Der sprachliche Klang ist nicht nur für Verse, sondern auch für die künstlerische Prosa (für jede wirkungsvolle!) wichtig. Stilistisch wirksame Elemente des  Klangs  sind  Rhythmus,  Tempo, Satzmelodie und Lautgebung.

Dem Rhythmus liegt das gleiche Intervall zwischen betonten  Silben,  zwischen Hebungen und Senkungen zugrunde. Der Rhythmus wird als sinnlich fassbare und einprägsame Zergliederung des Redeflusses verstanden. Jeder Vers besteht aus einer betonten Silbe (Hebung) und einer oder zwei oder  drei unbetonten  Silben (Senkungen) je nach dem Versmaß). Der Zeitabschnitt von Hebung zu Hebung (von Iktus zu Iktus) heißt Takt.

Aber nicht nur die gleiche Anzahl der betonten und unbetonten Silben wiederholt sich in einem Gedicht. Es wiederholen sich Vokale im Innern, die Konsonanten am Anfang einiger darauf folgender Wörter, es wiederholen sich eine oder zwei Silben im Versauslaut. Man nennt  diese Erscheinung Alliteration, Assonanz, Reim.  Alliteration, Assonanz rhythmisieren auch prosaische künstlerische Werke.

  • Reim (r) — Wiederholung gleicher  Vokale, Konsonantenverbindungen am Ende zweier oder einiger Verszeilen.
  • Alliteration (e) — Wiederholung gleicher Konsonanten am Anfang  einiger Wörter oder Verszeilen: Вечер. Взморье. Вздохи ветра. Величавый возглас волн.
  • Assonanz (e) — ist die Wiederholung eines Vokals in einem dichterischen Werk und in der Folklore.

Синтаксис

19. Syntax aus stilistischer Sicht. Wortfolge: normative Satzbaupläne.

Thema — Rhema — Beziehungen.

 Die Wortfolge kann stilistisch und grammatisch viel bedeuten. Grammatisch betrachtend strukturiert die Wortfolge den Satz (d.h. sie verbindet die Wörter zu einem sinnvollen Ganzen). Dank der Wortfolge unterscheidet man Satztypen (Aussage-, Frage- und Ausrufesätze). Die Wortfolge betont auch den Hauptsatz und den Nebensatz. Eine der wichtigsten Funktionen der Wortfolge ist die rhythmische Organisation der Aussage: z.B. im Satz mit normativer Stellung ist die Schwerpunktsilbe gewöhnlich die letzte (oder vorletzte) Silbe Endsyntagmas.

Aus der stilistischen Sicht wird die Wortfolge anders gesehen: man unterscheidet verschiedene Satzbaupläne, die als emotional gefärbt oder neutral gelten. Diese emotionale Hervorhebung (Emphase) realisiert in der gesprochenen Sprache durch die Intonation oder durch verstärkende Beiwörter; in der schriftlichen Sprache durch Wiederholung der Wörter oder durch nicht normgemäße Wortfolge.

Welcher der drei wichtigsten Satztypen im Kommunikationsprozess gewählt wird, hängt in erster Linie vom inhaltlichen Gehalt der Rede ab. Aber auch ihre funktionale und semantisch-expressive Stilfärbung spielt dabei eine wichtige Rolle. Also jeder Satztyp erfüllt in den funktionalen Stilen bestimmte Funktionen, so ist z.B. der Aussagesatz die gebräuchlichste Satzform im Stil des öffentlichen Verkehrs und im wissenschaftlichen Stil sowie in allen Stilarten und Redesituationen. Ganz anders ist die Eigenschaft des Ausrufesatzes, der fast immer eine bestimmte Aufregung und Leidenschaft enthält, also emotional gefärbt ist, deshalb tritt besonders oft im Stil der Alltagsrede und der Presse/Publizistik, auch im Stil der Belletristik auf. Auch die Verwendung des Fragesatzes ist stilistisch motiviert. Besonders oft treten sie in den Stilen der Alltagstrede, Belletristik und der Presse und Publizistik.

Die Neutralität des Satzes richtet sich nach folgenden Gesetzmäßigkeiten:

  1. Schon Bekanntes aber weniger Wichtiges eröffnet die Aufsage (das Thema)
  2. Neues Wichtiges wird an den Satzschluss gerückt (das Rhema)

Anders gesagt ist das Thema die Ausgangsinformation, das schon Bekannte, während das Rhema das inhaltlich Neue bezeichnet: z.B. Es war einmal ein König (Rhema). Der (Thema) hatte drei Töchter (Rhema).

  1. Das Subjekt hat die erste Stellung in einem Aussagesatz.
  2. Das adjektivische Attribut steht nach der Norm vor dem Substantiv, auf das es sich bezieht: mein innigster Dank gilt vor allem dieser Frau.
  3. Das Genetiv-Attribut steht hinter dem Substantiv, auf das es sich bezieht: das Haus des Onkels.
  4. Das nichtzusammengesetzte verbale Prädikat hat immer die zweite Stellung im Hauptsatz.
  5. Das nicht zusammengesetzte verbale Prädikat hat im Nebensatz die letzte Stellung.
  6. Infinitive und Partizipien des zusammengesetzten verbalen Prädikats haben im Hauptsatz die Endstellung, im Nebensatz besetzen sie die vorletzte Stellung.

Subjekt, Prädikat, Objekt, Attribut und Adverbialien können von der normativen Wortfolge abweichen. Unter dem Einfluss der außerlinguistischen Faktoren nehmen die Satzglieder ungewöhnliche Positionen ein. Dadurch erwirbt der Satz seine Expression. Die Gründe für den Verstoß gegen die normative Wortstellung der Satzglieder sind verschieden: man will einzelne Satzteile hervorheben, man stilisiert die nachl#ssige Sprechweise einer Romanfigur, in der Dichtung verlangt oft das Versmaß eine Abweichung von der Norm aus rhythmischen Gründen.

Z.B. das Subjekt steht gewöhnlich an der ersten (oder an der dritten Stelle). Wenn es das Rhema ist, so steht es am Satzende, das ist seine Ausdrucksstellung, das wirkt expressiv betont: es lebte einmal im Wald eine kleine arme Witwe.

20. Syntax aus stilistischer Sicht. Wortfolge: Ausdrucksstellung für Subjekt, Objekt, Adverbialien.

In einem normalen Aussagesatz haben wir bekanntlicherweise folgende Wortfolge: an erster Stelle steht überwiegend das Subjekt, obligatorisch ist das finite Verb an der zweiten Stelle, das Dativobjekt steht gewöhnlich vor dem Akkusativobjekt, beide am Satzende; Adverbialbestimmungen haben ihren Platz überwiegend nach dem Verb. Kommunikativ betrachtend folgt das Rhema (das Neue; die neue Information) dem Thema (das Bekannte; die bereits erwähnte Information). Aber oft haben wir mit einer stilistisch motivierten Abweichung von der Norm zu tun. Stilistisch markiert ist die Wortstellung, die der Hervorhebung eines bestimmten Satzgliedes dient.

Z.B. wenn man das Subjekt betonen will, wird das folgenderweise erreicht:

1. durch Änderung der Intonation (nur im mündlichen Satz möglich)

2. durch Endstellung des Subjektes im Satz

Das Subjekt steht gewöhnlich an der ersten (oder an der dritten Stelle). Wenn es das Rhema ist, so steht es am Satzende, das ist seine Ausdrucksstellung, das wirkt expressiv betont: es lebte einmal im Wald eine kleine arme Witwe.

Im kanonischen grammatischen Raum steht das Objekt im Nachfeld, weil es meist rhematische Elemente des Satzes enthält. Die Ausdruckstellung für das Objekt ist dagegen die Stellung am Satzanfang, z.B. diesen Kugelschreiber brauche ich! Auch seine Misserfolge hatte er durch sie. Wenn die angeführten Objekte in ihre gewöhnliche Position gegen Ende des Satzes gerückt werden, verliert der Satz die besondere emotionale Betonung. Sollten das Dativ – und Akkusativobjekt gleichzeitig betont werden, so teilen sie sich in die stilistische Anfangs- und Endstellung: Die Organisation des Konzertes übertrage ich Ihnen.

Auch zur Akzentuierung der Adverbialien dient gewöhnlich die Anfangsstellung: z.B. Eines Nachmittags um 4. Wenn wir die Adverbialien am Mitte oder am Anfang des Satzes hinstellen, sondern wir sie durch Kommata: Beide, totenstill, sah ihm an.

Der Akzent ist hier nicht nur phonetisch-logischer, sondern auch stilistischer Art. Z.B. Ganz erstaunt fragte ich,... (vgl.: Ich fragte ganz erstaunt,...; Ich, ganz erstaunt, fragte,...). Inhaltlich und stilistisch unterscheiden sich diese Sätze nur in einer Nuance, in der verschiedenen Hervorhebung des Erstaunens, wobei es in der Isolierung (Ich, ganz erstaunt, fragte,...) am größten ist.

21. Syntax aus stilistischer Sicht. Wortfolge:

Ausdrucksstellung für das Attribut (die Verletzung des nominalen Rahmens)

Das adjektivische Attribut hat in einem Satz eine feste Stellung. Es steht vor dem Substantiv, auf das es sich bezieht. Das ist seine Grundstellung, aber öfters wird diese Regel verstoßen und es gibt verschiedene stilistische Ergebnisse. Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Attribut hervorzuheben:

  1. Das Attribut kann auf das Substantiv folgen, dabei ist es unflektiert: Röslein, Röslein, Röslein, rot. Anders gesagt, kann das adjektivische Attribut durch Isolierung hervorgehoben werden:  Die Mutter, blass und abgemagert, stieg die Stufen empor.
  2. Das flektierte Attribut wird durch die Nachstellung hervorgehoben (mit oder ohne Artikel): Es kommt der Tag, der frohe; Ans Vaterland, ans treue schließt dich an.

Die Hauptstellung in einem dichterischen Werk wird mit den Attributen bereichert.

Funktion:

  • Diese Zerrissenheit vergrößert die Gewichtigkeit beider Wörter;
  • Solche Wortstellung weist einen feierlichen Klang auf;

Im Althochdeutschen war die Nachstellung eine öftere Erscheinung; heute wirkt das archaisierend und beschränkt sich auf die Dichtung; Im Stil der Alltagsrede können wir diese Wortfolge beobachten. In diesem Fall ist das gestellte Attribut emotional gefärbt (aber nicht gehoben): z.B. Bande! Verfluchte! Schaf! Betrüger! Gemeind!

Besonders oft finden wir nach gestellten Attributive in Verkaufsinseraten. Hier stellt man das Attribut selten vorauf, denn in der ersten Linie soll der Gegenstand aufgefallen: z.B. in Heiratsaufträge: Junge Frau, kunst- und naturliebend, sucht einen gleichgesinnten Partner.

Man begegnet dem nachgestellten Attribut in der sogenannten Apostrophe. Darunter versieht man eine Anrede an eine Naturerscheinung, an einem Affekt: Kurzer Sommer! Blühender bliebt!

  1. Das erweiterte Attribut steht vor dem Substantiv, auf das es sich bezieht. Es wird ausgedrückt durch ein Partizip mit abhängigen Wörtern Satzgliedern: Die, zum Export nach Russland angebotene Ausrüstung, …

Funktion: das erweiterte Attribut ersetzt einen ganzen Nebensatz und ist ein viel verbreitetes Mittel der Kürze. Seine Domäne ist der Stil der Wissenschaft und des offiziellen Verkehrs.

  1. Das Attribut, das durch ein genetivisches Substantiv ausgedrückt wird, steht laut Norm nach dem Substantiv, auf das es sich bezieht, hinter dem nominalen Rahmen. Im Altgermanischen stand das genetivische Attribut im Allgemeinen voran. Zunächst  wanderte das  hinter das regierende Substantive, sach- und abstraktbezeichnete: die Dramen Schillers — Schillers Dramen (stilistisch gefärbt): das Wunder ist des Glaubens liebstes Kindes (gehoben): das Glauben des liebsten Kindes;
  • Danach bezeichnete es die Personen: Der Spartaner Häuser wurden verbrannt (die Häuser von Spartanern);
  • Dann bezeichnete die Eigennahmen: die Dramen Schillers.

Also wenn wir das Genetive Attribut im nominalen Rahmen finden, wirkt das einerseits archaisch, andererseits sehr expressiv.

22. Syntax aus stilistischer Sicht.

Ausdrucksstellung für das Prädikat und das prädikative Attribut.

Prädikat — seine 0-Stellung ist die Zweitstellung, wenn das Prädikat besteht aus zwei Teilen, so steht an der zweiten Stelle der finite Teil des Prädikats und der infinite Teil am letzten Stelle. Aber in dem gefühlsbetonten Satz z.B. in der Alltagsrede können wir den infiniten Teil des Prädikats an der Anfangsstellung treffen: Fürchten darf man sich nicht! Kämpfen müssen wir, auf Leben und Tod!

Der nominale Teil des Prädikats ist auch an der spitzen Stellung des Satzes zu finden, das wirkt emotional und expressiv: Widerwertig ist mir diese Rede!

Diese Wortfolge wird von der Aufwallung der Gefühle des Sprechers bestimmt; der Hörer wird mit diesen gefühlsbetonten Wort überfallen. Zu Hause ist diese Wortstellung in der Poesie, Belletristik bei dem Übergaben der Figuren.

Auch trennbares Präfix des einfachen verbalen Prädikats ist an der Spitze des Satzes anzutreffen, z.B. zu nimmt die Psychose.

Funktion: 

  • diese Wortfolge ist mundartlich gefärbt;
  • Man gebraucht solche Wortfolge um den Gehalt des Verbs mit der Kraft des Präfixes zu verbinden  und so eine lebendige Wortstellung z.B. von der energischen Bewegung hervorzuheben.

Es gibt die Spitzenstellungen des einfachen verbalen Prädikats (aber sehr seltene Erscheinung): sah, ein Knabe, ein Röslein stehen.

  • Um das Subjekt zu betonen: diese Wortfolge kommt sehr oft in der Poesie vor:

Sprich zu ihm, Marta! Solche Wortfolge ist eine archaische Form aus alten Zeit, weil es dem Volkslieder und alten Kalendergeschichten eigen ist; schafft eine besondere Stimmung und wirkt expressiv.

  • Der finite Teil des Prädikats kommt am Anfang des Satzes, das klingt offiziell und papieren: Habe ihren Brief enthalten.
  • In der Umgangssprache ist solche Stellung des finiten Teils des Prädikats Ausdruck der Nachlässigkeit dieses Stils: Ist alles erledigt.
  • Der finite Teil des Prädikats kann am Ende des Satzes stehen, aber nur in der Poesie: und allen Männer und Frauen auf den herrlichen Jungen verwundert schauen.
  • In den Inseraten ist die Spitzenstellung des Verbs ein Mittel der Sprachökonomie: Suche eine Wohnung…

 Das prädikativische Attribut steht gewöhnlich am Ende des Satzes. Wenn es hervorgehoben wird, so wird es in der entgegengesetzten Richtung platziert und auch durch Kommata abgesondert werden kann:

Ein Kollege barfuß, zerschlissend durch Lenz, sprang plötzlich neben ihm hoch.

Die Wortfolge kann stilistisch viel leisten. Die Wortfolge im Deutschen ist nicht etwas steifes, bremsendes, sie ist elastisch und biegsam und gibt dem Sprechenden die Möglichkeit verschiedene Gedanken auszudrücken.

23. Ausklammerung als Stilmittel (der verbale und hypotaktische Rahmen).

Mit der Wortfolge als Verbindungsmittel der Satzglieder im Satz ist aufs engste die Rahmung verknüpft. Die Deutschen sind stolz auf ihren Rahmen. Für sie ist es ein Zeugnis ihres strengen Denkens. Die Klammer schafft im Satz die Spannung, weil die Aussage bis zu Ende in der Schwebe bleibt. Das gilt als Norm im Deutschen, deshalb klingt jede Abweichung von der Norm expressiv.

Funktionen der Ausrahmung:

  • Die Hervorhebung des ausgerahmten Gliedes; in der Autorensprache z.B. nicht in der Rede einer Romanfigur als Ausdruck der Nachlässigkeit des Sprechers, sondern in einem kurzen, aber rahmenhaltigen Satz: Bei ihrem Pflegling blieb schließlich allein die Amme (das Subjekt wird aus dem Rahmen ausgetragen; das ist eine expressive Wortstellung, weil der Satz ein neues kommunikatives Zentrum bekommt und zweigipflig wird).
  • Die Vergrößerung der informativen Seite des Satzes, wie der letzte zwei semantischen Zentren bekommt;
  • Die Verkürzung der Überlasteten Rahmen, weil er die Verständigung des Satzes stört;
  • Ausdruck der Nachlässigkeit in der Alltagsrede (Mittel der Stilisierung der Figurenrede in einem Werk);
  • Kontaktstellung der beiden Teilen des Prädikats verleiht dem Satz eine ganz besondere Dynamik und Expressivität.

Die normative Grammatik anerkennt folgende Arten des Rahmens:

  • Die nominale Klammer (entsteht in der Substantivgruppe, die z.B. ein erweitertes Attribut enthält oder ein  Dienstwort und das Substantiv): z.B. die heute Abend mit dem Flugzeug angekommene Touristin ist in einem Hotel angesiedelt.
  • Die hypotaktische Klammer oder die Nebensatzklammer (entsteht zwischen der relativen und verbundenen finiten Form): z.B. das Fax bestätigte, dass die Firma die Liegerungen strickt einhalten wird.
  • Die verbale Klammer, wenn das Prädikat aus zwei Teilen besteht: Sie ist heute Abend mit dem Flugzeug angekommen.

Die Verletzung des nominalen Rahmens: Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Attribut hervorzuheben:

  1. Das erweiterte Attribut steht vor dem Substantiv, auf das es sich bezieht. Es wird ausgedrückt durch ein Partizip mit abhängigen Wörtern Satzgliedern: Die, zum Export nach Russland angebotene Ausrüstung,
  2. Das Attribut kann auf das Substantiv folgen, dabei ist es unflektiert: Röslein, Röslein, Röslein, rot. Anders gesagt, kann das adjektivische Attribut durch Isolierung hervorgehoben werden:  Die Mutter, blass und abgemagert, stieg die Stufen empor.
  3. Das flektierte Attribut wird durch die Nachstellung hervorgehoben (mit oder ohne Artikel): Es kommt der Tag, der frohe; Ans Vaterland, ans treue schließt dich an.

Funktion:

  • Diese Zerrissenheit vergrößert die Gewichtigkeit beider Wörter;
  • Solche Wortstellung weist einen feierlichen Klang auf;
  1. Das Attribut, das durch ein genetivisches Substantiv ausgedrückt wird, steht laut Norm nach dem Substantiv, auf das es sich bezieht, hinter dem nominalen Rahmen. Wenn wir aber das Genetiv-Attribut im nominalen Rahmen finden, wirkt das einerseits archaisch, andererseits sehr expressiv.

Die Verletzung der hypotaktischen Klammer: die Wortfolge im Nebensatz:

Die hypotaktische Klammer wird oft zerrissen, gegen diese Klammer wird es oft verstoßen.

Funktion: das ist ein Merkmal des Stils der Alltagsrede  und gibt als Ausdruck der Nachlässigkeit und der Ungezwungenheit dieses Stils. z.B. ich fühle ja schon, wie sich mein Haupt gewöhnt am kühlen Schnee.

Solche Wortfolge ist unmöglich in der offiziellen Konversation anzutreffen. Man trifft das in informellen Konversation an (Sprache in der Familie, mit den Kollegen usw.) oder als Stilisierung in der der Belletristik

Die Verletzung der verbalen Klammer:

Die verbale Klammer  lässt sich noch auf eine interessante Weise ausnutzen. Man rückt beide Teile des Prädikats zusammen. Die übrigen Teile erweisen sich hinter dem Rahmen. In diesem Fall haben wir mit der sogenannten Kontaktstellung zu tun (Berührungsstellung): Wir sein ausgerüstet, mit einem klaren und konkreten Handlungsprogramm (solche Wortfolge wird als Mittel der Hervorhebung des Prädikatsverstanden, aber vielleicht auch die Hervorhebung des ausgeklammerten Satzgliedes, weil das Prädikat und der ausgerahmte Teil mehr Gewicht im kommunikativen Hinsicht bekommen).

Die Funktion: die Prädikatsgruppe wird durch solche Stellung bedeutungsschwerer; z.B. Mein einziger Sohn ist draufgegangen in diesem verfluchten Krieg (das Sterben eines Menschen wird mit einer ziemlich vulgären Wort bezeichnet; im Mund einer Mutter klingt das merkwürdig; aber vielleicht treffend, um einen sinnlosen Soldatentod zu unterstreichen)

24. Die grammatikalisierten Fälle der Ausklammerung.

Es gibt einige Fälle der Ausklammerung, die heutzutage zur Norm gehören. Sie sind grammatikalisiert und rufen keinen stilistischen Effekt hervor:

  • Vergleiche werden heute fast immer ausgerahmt: die Mutter ist auf der Straße verbrannt wie ein Fakel.
  • Infinitivgruppe haben heute sehr hohe Neigung ausgetragen zu werden (sogar kleine): Es fängt zu schneien an.
  • Attributsatz zusammen mit dem Wort, auf das es sich bezieht wird immer öfter  hinter den Rahmen gestellt: sie selbst musste sich hüten vor dem Mann, den der Vater getötet worden war.
  • Funktion: das macht den Satz übersichtlicher, strukturell und inhaltlich. Wir haben uns überzeugt, dass die Wortfolge stilistische viel leisten kann.

Die Faustregel: je offizieller die kommunikative Situation ist, desto strenger halten wir die grammatischen Normen der Syntax ein.

25. Stilfiguren der Syntax und ihre Stilwerte: Wiederholung und ihre Abarten.

 Zusammen mit Tropen stellen auch syntaktische Figuren einen wesentlichen Teil des Schmucks der Rede dar. In der antiken Rhetorik wurden sie ausgebaut, beschrieben und gelehrt. Im Unterschied zu den abweichenden Satzkonstruktionen, die die Alltagsrede charakterisieren, führt die Abweichung von der Syntaxnorm in den syntaktischen Stilfiguren zu einer kunstvoll erneuerten Redegestalt als kunstvoll erneuerte Redegestalt, deshalb wirkt das expressiv und kunstvoll.

Wiederholung (e) ist ein syntaktisches Stilmittel und kann den Gedanken steigern oder vertiefen, dient der sachlichen, logischen und emotionalen Hervorhebung eines Begriffs. Ihre Abarten:

  •  Anapher (e) — das Wort  wird am Anfang einiger Sätze oder Absätze, Kapitel wiederholt (oder ein Satz wird am Anfang einer Strophe usw. wiederholt)
  • Epipher (e) — Gegenstück der Anapher; wörtliche Wiederholung am Ende aufeinander folgender Sätze oder Teilsätze,  Absätze, Strophen usw.
  • Symploke (e) — Wiederholung der gleichen Wörter am Anfang und am Ende zweier oder mehrerer aufeinander folgender Verse oder Sätze.
  • Parallelismus (r) — sich wiederholender Satzbau, der syntaktisch gleichwertige Wörter, Wortgruppen oder Sätze in Texten an gleicher Stelle wiederkehren lässt, häufig mit wörtlicher Wiederholung kombiniert: der König sprach, der Page lief, der König kam, der Page rief.
  • Epizeuxis — Wörter, Wortgruppen, Sätze folgen — sich wiederholend — aufeinander. Sie zeugen vom emotionalen Zustand des Sprechers. In Aufwallung von Gefühlen wird das Wort mehrmals wiederholt. Das ist  Mittel der Eindringlichkeit, der Nachdrücklichkeit. Diese Figur dient der Hervorhebung. Am häufigsten begegnet man diese Figur in der Alltagsrede, in der Poesie, in der Belletristik, in der Folklore: Nichts! Nichts! Nichts kriegen wir!
  • Kyklos — der Satz beginnt und endigt mit demselben Wort. Das sich wiederholende Wort bildet einen Rahmen, einen Ring. Kyklos dient der emotionalen Expressivität: ermordet haben sie uns, alles haben sie ermordet.
  • Anadiplose (e) — das letzte Wort einer syntaktischen Einheit (sei das ein Satz, Absatz, Kapitel) wird als erstes Wort in der darauffolgenden wieder aufgenommen: der Mensch lebt durch den Kopf, der Kopf reicht ihm nicht aus.
  • Reim (r) — Wiederholung gleicher  Vokale, Konsonantenverbindungen am Ende zweier oder einiger Verszeilen; Alliteration (e): Wiederholung gleicher Konsonanten am Anfang  einiger Wörter oder Verszeilen; Assonanz (e): ist die Wiederholung eines Vokals in einem dichterischen Werk und in der Folklore.

Wiederholung in Form eines Wortspiels: schafft den Rhythmus; fesselt die Aufmerksamkeit des Hörers; gebraucht in Titeln, in Losungen, in Werbetexten.

  • Paronomasie: Wiederholung verschiedener Wörter mit Lautähnlichkeit: Preise für die Reise; Figura etymologica: Etymologisch verwandte Wörter werden wiederholt: der Standpunkt der Kollegen darf kein Stehpunkt sein; Kombination von Verb und Substantiv im Akk. von gleicher Stamm: das Verworfene verwerfen; ein Buch buchen; Polyptoton (s) — die wiederholten Wörter zeigen morphologische Unterschiede auf: anders Wortwiederholung in verschiedenen Flexionsformen: die stille Stille geht still herum.

26. Stilfiguren der Syntax und ihre Stilwerte: Figurationen der Entgegensetzung.

 Zusammen mit Tropen stellen auch syntaktische Figuren einen wesentlichen Teil des Schmucks der Rede dar. In der antiken Rhetorik wurden sie ausgebaut, beschrieben und gelehrt. Im Unterschied zu den abweichenden Satzkonstruktionen, die die Alltagsrede charakterisieren, führt die Abweichung von der Syntaxnorm in den syntaktischen Stilfiguren zu einer kunstvoll erneuerten Redegestalt als kunstvoll erneuerte Redegestalt, deshalb wirkt das expressiv und kunstvoll.

Die Entgegensetzung betont den Gedanken, indem sie die Widersprüchlichkeit der Realität hervorheben. Der Kontrast lässt die Eigenart einer Sache hervortreten und fesselt die Aufmerksamkeit des Empfängers. Abarten:

  • Oxymoron (n) — beim Oxymoron erscheint der stilistische Effekt infolge des Bedeutungsgegensatzes: zwei logisch unvereinbare Begriffe werden miteinander verbunden. Aber solche Verbindungen sind nur scheinbar widersinnig: dummklug, der fremde Freund,  hässliche Schönheit.
  • Antithese (e) — zwei Begriffe werden parallel gestellt,  dann gegenübergestellt: ich bin so schwach, ich bin stark.
  • Chiasmus (r) = Kreuzstellung: kreuzender Satzbau, der syntaktisch gleichwertige Wörter. Wortgruppen oder Sätze in Texten an entgegengesetzter Stelle wiederkehren lässt: sie lachten der Fürsten und der Könige spotteten sie (a+b; b+a)

27. Stilfiguren der Syntax und ihre Stilwerte: Figurationen der Aufzählung.

 Zusammen mit Tropen stellen auch syntaktische Figuren einen wesentlichen Teil des Schmucks der Rede dar. In der antiken Rhetorik wurden sie ausgebaut, beschrieben und gelehrt. Im Unterschied zu den abweichenden Satzkonstruktionen, die die Alltagsrede charakterisieren, führt die Abweichung von der Syntaxnorm in den syntaktischen Stilfiguren zu einer kunstvoll erneuerten Redegestalt als kunstvoll erneuerte Redegestalt, deshalb wirkt das expressiv und kunstvoll.

Aufzählung (e) die Häufung von gleichwertigen Satzgliedern. Die Aufzählung tritt als Mittel der Kürze auf (beliebt im Stil der Presse, des offiziellen Verkehrs, der Wissenschaft); dient der logischen Anschaulichkeit, der gedanklichen Steigerung, trägt zur Klarheit und Leichtfasslichkeit bei. Abarten:

  • Akkumulation (e) — Häufung von Merkmalen, Gegenständen, Erscheinungen, anders — neben- oder unterordnende Anreihung von Angaben. Die Glieder der Akkumulation stellen bloße Anhäufung  dar, semantisch gleichwertig: in den Vordergrund der Forschung sind die Zusammenhänge von Sprache, Denken, und Gesellschaft getreten.
  • Ampflikation (e) — die Aufzählung wird von einer Gattungsbezeichnung (von einem Oberbegriff) eröffnet. Das dient der logischen Anschaulichkeit und der Leichtfaßlichkeit: an Kaffee, an Doppelbier, an Musik, an den Anblick der geputzten Mädchen, kurz, an alle geträumten Genüsse dachte er nicht.
  • Klimax (e) — Aufzählung mit mindestens drei Gliedern, deren semantisches Gewicht in einem steigenden (steigende Klimax) oder fallenden Verhältnis (fallende Klimax — Antiklimax) steht. Die Reihenfolge ist daher nicht austauschbar:
  • Jungfrau, Mutter, Königin, Göttin! — Klimax
  • Magnifizenz! Sehr verehrte Professoren und Dozenten, werte Gäste, liebe Kollegen! — Antiklimax.
  • Asyndeton (s) — Aufzählung, deren Glieder nicht durch Konjunktion verbunden sind: alles rennet, rettet, flüchtet.
  • Polysyndeton (s) — Aufzählung, deren Glieder durch die gleiche wiederkehrende Konjunktion verbunden: er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt.

28. Syntax aus stilistischer Sicht. Abweichende Satzkonstruktionen (Elipse, Nominalsatz, Nachtrag)

Die abweichenden von der Norm syntaktischen Einheiten tragen auch zu stilistisch-markierten Aussagen bei. Sie rufen einen bestimmten stilistischen Effekt hervor, deshalb sind sie expressiv. Man nennt solche Strukturen in der Sprachliteratur erlaubte Verstöße (Lizenzen), aber sie verstoßen gegen die Norm unterschiedlich:

  1. Auslassungsfigurationen (ihre Expressivität wird durch ihre Unvollständigkeit begründet): die eingliedrige Sätze (Ruhe!), Elipsen (gesagt — getan), Nominalsätze (Nacht. Graue Wolken.), Aposiopesen, Zeugmata.
  2. Anschlusskonstruktionen (schließen an sich eine zusätzliche Information; Nachträge aller Art): Nachtrag selbst, Spreizung, Isolierungen (parzellierte — разбитые на мелкие участки — Sätze); Einschub (Prolepse), Nachschub, Paranthese.

Ellipse ist gekennzeichnet durch Auslassung einiger Satzaktanten, die in der beschriebenen Situation entbehrlich sind; Kommunikation, Gestik, Mimik sorgen für die Verständigung der Gesprächspartner. Die fehlenden Satzglieder  kann man leicht  rekonstruieren. Funktion: die Ellipsen drücken die Nachlässigkeit, dienen zur Sprachökonomie, einer nachdrücklichen Sprechweise, Lakonisierung der Darlegung, die sie beleben und dynamisieren. Als Mittel der Stilisierung werden sie in der Belletristik gebraucht; im Stil des offiziellen Verkehrs und der Wissenschaft sind sie unpassend.

Nominalsatz (verblose Ellipsen) bestehen nur aus Substantiven und Adjektiven. Vor allem findet der Nominalsatz seine Verwendung in der Belletristik: die Substantiven sind hier die Hauptträger der Gedanken, Vorstellungen, Assoziationen. Funktion: der Nominalsatz kann heftige innere und äußere Bewegung, Erregung oder ruhige Betrachtung, Ruhe ausdrücken. Die Nominalsätze rücken den Sachverhalt in den Vordergrund und machen ihn gewichtiger. Außerdem implizieren die Nominalsätze als Ausrufesätze allerlei Gefühle: Ironie, Sarkasmus, Zorn, Spott, Begeisterung, Dank.

Nachtrag (r) — eine abweichende Satzkonstruktion (приложение). Der Nachtrag wird an einen  grammatisch, semantisch und phonatorisch abgeschlossenen Satz angereiht. F: Der Nachtrag ist ein Mittel der Auflockerung der Satzstruktur (ein Mittel der Emotionalisierung). Er erklärt näher den Inhalt des Satzes und gibt dem Satz zwei oder mehrere Betonungsgipfel (Mittel der Hervorhebung)

29. Syntax aus stilistischer Sicht: Nachtrag. Seine Abarten.

Nachtrag (r) — eine abweichende Satzkonstruktion (приложение). Der Nachtrag wird an einen  grammatisch, semantisch und phonatorisch abgeschlossenen Satz angereiht. F: Der Nachtrag ist ein Mittel der Auflockerung der Satzstruktur (ein Mittel der Emotionalisierung). Er erklärt näher den Inhalt des Satzes und gibt dem Satz zwei oder mehrere Betonungsgipfel (Mittel der Hervorhebung)

Abarten des Nachtrags:

Spreizung (e) — zwei gleichartige Satzglieder werden auseinander gerissen (abnorm), mit anderen Worten, zwei (oder mehreren) zusammengehörige gleichwertige Begriffe werden gespreizt. F: diese Konstruktion erweckt Spannung, emotionalisiert den Satz. Dank der Spreizung bekommt der Satz mehrere Nachdrucksstellen, wird semantisch zwei-dreigliedrig. Ein Mittel der Hervorhebung;

Nachschub (r) Sonderform des Nachtrags; sein Merkmal ist die Endstellung eines Substantivs, dem ein Pronomen vorangeht. F: Wie die anderen Arten des Nachtrags ist der Nachschub ein Mittel einer nachdrücklicheren Betonung.

30. Syntax aus stilistischer Sicht: Prolepse, Aposiopese, Parenthese

als Mittel der Lockerung der Satzstruktur.

Aposiopese (e) (Gedankenabbruch) gilt als unvollständige syntaktische Einheit. Sie wirkt expressiv, weil sie emotional ist: vor Zorn, Empörung, Aufregung, Verlegenheit, Schrecken, Angst usw. unterbricht der Sprechende scih selbst. Funktion: schafft Spannung und das macht sie auch expressiv. In den meisten Situationen lässt sich das Nichtausgesprochene dekodieren.

Prolepse (f), auch Einschub genannt; man betrachtet Prolepse als Gegenstück des Nachschubs: ein Substantiv wird aufgenommen durch ein Pronomen; eine Satzkonstruktion kaum angefangen, wird neu angesetzt. F: der expressive Effekt fußt auf der Auflockerung des Satzbaus und auf der Emotionalisierung des Inhalts; ist ein Merkmal der Nachlässigkeit oder sprachlicher Unbeholfenheit (Alltagsrede; Belletristik, Journalistik als Mittel der Hervorhebung; Volkspoesie — ein Mittel zum schaffen des Rhythmus)

Parenthese (e) gilt auch als eine abweichende Satzkonstruktion (die Sprengung des geschlossenen Satzbaus). Mitten in der Redefällt dem Sprechenden ein anderer Gedanke ein, er schiebt diesen neuen Satz in den begonnenen Satz ein und dann vollendet er die Aussage (kann in der Mitte oder am Ende des Satzes platzieren). Die Form: vollständige, unvollständige Sätze, Frage-, Ausrufe-, und Aussagesätze. Die F: kann die Aussage des Stammsatzes erklären, begründen, kommentieren, bewerten; ändert die Perspektive der Darlegung und kann die Gefühle des Sprechers ausdrücken; je nach der Funktion ist sie entweder sachlich- nüchtern oder emotional gefärbt.  

32. Syntax aus stilistischer Sicht: Isolierung, Zeugma, Prolepse

als Mittel der Lockerung der Satzstruktur.

Isolierung (e) gilt als eine stärkere Absonderung im Vergleich zu Nachtrag und Spreizung. Bei der Isolierung splittert ein Satzglied vom Muttersatz ab und wird selbständig (graphisch, weil ein Punkt und intonatorisch). Inhaltlich ist die Isolierung mit dem Muttersatz eng verbunden, ohne ihn undenkbar ist. Die Isolierung kann in Form eines einzigen Satzgliedes, eines Teilsatzes, eines Nebensatzes, einer Ellipse oder einer Wortgruppe auftreten (Zerstückelung der geschlossener Satzstruktur am höchsten). F: durch diese Selbstständigkeit wird die Aussage besonders stark sachlich und emotional hervorgehoben.

Zeugma (s) eine abweichende expressive Satzkonstruktion: man verknüpft eine Verb in jeweils verschiedener Bedeutung mit meist zwei Substantiven aus unterschiedlichen Sinnsphären, z. B. „Hastig ergriff er sein Gepäck und die Flucht“. F: es kommt im Stil der Publizistik, Belletristik und im Stil der Alltagsrede vor; diese stilistische Erscheinung gilt oft als Mittel Satire und Humor.

Prolepse (f), auch Einschub genannt; man betrachtet Prolepse als Gegenstück des Nachschubs: ein Substantiv wird aufgenommen durch ein Pronomen; eine Satzkonstruktion kaum angefangen, wird neu angesetzt. F: der expressive Effekt fußt auf der Auflockerung des Satzbaus und auf der Emotionalisierung des Inhalts; ist ein Merkmal der Nachlässigkeit oder sprachlicher Unbeholfenheit (Alltagsrede; Belletristik, Journalistik als Mittel der Hervorhebung; Volkspoesie — ein Mittel zum schaffen des Rhythmus)

33. Epitheton und seine Abarten

Das Epitheton ist ein Mittel der Bildhaftigkeit, Merkmalsbestimmung eines Substantivs. Häufig sind in Epitheta zwei Funktionen vereinigt; das Epitheton ist also entweder sachbezogen oder stimmungsbetont. In allen Funktionalstilen findet man Epitheta, wenn auch in verschiedenem Maße. Es ist ein stilistischer Begriff, der grammatisch durch z.B. adjektivische oder partizipiale Attribute.

Man unterscheidet:

  • Konkretisierende Epitheta, das sind vor allem logisch-sachliche (terminologische) Epitheta; der Grad ihrer Bildhaftigkeit ist bald stärker, bald geringer oder überhaupt nur sachlich-informativ: z.B. können Epitheta bildkräftig sein: Er trug einen Rock keulenförmigen Ärmeln. Wegen dieser starken Bildkraft sind solche konkretisierende Beiwörter im Stil der Belletristik sehr beliebt;
  • Bewertende, emotionale Epitheta sind solche, die in erster Linie die persönlichen Beziehungen des Sprechers zur Wirklichkeit aufzeigen. Man kann die bewertenden Epitheta in der Publizistik treffen. Auch ist der Stil der Alltagsrede stark von bewertenden Epitheta geprägt; so spricht man von einer "entzückenden Person".
  • Es gibt so genannten stehende Epitheta, wenn sie mit ihrem Beziehungswort eine feste Verbindung bilden (z.B. in der Volksdichtung: weißer Schnee,  böse Hexe).
  • Im Gegensatz zu den stehenden Epitheta sind die unerwarteten Epitheta, die überraschend wirken. In den überwiegenden Fällen beruhen sie auf einer übertragenden Bedeutung; man kann sie nur kontextuell oder situativ verstehen. So wurden beispielsweise Ausdrücke wie brauner Abend oder braune Nacht in der Barockdichtung häufig gebraucht, während sie gegenwärtig eher unerwartet wirken.
  • Modeepitheta oder Lieblingsepitheta sind Beiwörter, die zu einer bestimmten Zeit oder innerhalb eines bestimmten sozialen Milieus häufig verwendet wurden/werden. So wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Epitheta wie fabelhaft, süß oder prima  zu einer Modeerscheinung insbesondere in jugendlichen Kreisen. In den letzten Jahren werden verstärkende Epitheta immer beliebter (cool, super und total;

In der Literatur gehören Epitheta zu sehr beliebten Stilmitteln.

Стили

34. Funktionale Stiltheorie.

Ein Stil liegt im Hintergrund der Norm, und die Norm wird als Gesamtheit von Regeln verstanden; das ist etwas, dass in der Sprache beschrieben wird; das ist eine sprachliche Kompetenz.

Когда мы соединим человека и процесс общения, и поставим их в центре внимания, мы тем самым гуманизируем и социализируем нашу науку и тем самым спасаем ее от бездушного изучения форм и структуры языка.

Lernziel: Bekanntschaft mit der funktionalen Stilauffassung als weiterem Schritt zur stilistischen Kompetenz. Funktionale Stilauffassung basiert auf einer Vorstellung von der Sprache als einem gesellschaftlichen Phänomen. Also die Gesellschaft, die Menschen und die Sprache werden verbunden.

Der Stilbegriff ist aufs engsten verbunden mit der gesellschaftlichen Charakter der Sprache. In dieser Stilauffassung wird der soziale Wert der Sprache betont; die Sprache macht uns zu einem Menschen. Hier wird die Triade betrachtet: Mensch, Sozium, Sprache;

Der funktionale Stilbegriff fußt auf der Anerkennung des gesellschaftlichen Charakters der Sprache; die Sprache entstand, entwickelte sich und verändert sich mit der Gesellschaft. Jede Erscheinung in der Gesellschaft wird in der Sprache fixiert; Mensch als gesellschaftliches Wesen ist ohne Sprache undenkbar, die Sprache erfüllt zwei Funktionen in der Gesellschaft:

  1. Übermittelt Gedanken, Erfahrungen, Gefühle (kommunikative Funktion)
  2. Sie ist das Werkzeug des Erkenntnis, so aufs Ernste mit dem Denken verbunden; das erkannte Wirklichkeit wird fixiert in den Begriffen und jeder Begriff als Bewusstseinsinhalt und wird einem Lautkomplex angeordnet (die kognitive Funktion der Sprache); die Sprache ist eine materielle Hülle des Gedankens. Die Sprache ist ein gesellschaftliches Gut; ohne Sprache gäbe es keine Gesellschaft (gehört allen und bedient alle Sphären der menschlichen Tätigkeit; der gesellschaftliche Charakter  der Sprache ist unverkennbar).

Man unterscheidet in der menschlichen Tätigkeit einige Bereiche: die Alltagssphäre, Wissenschaftssphäre, die Sphäre des offiziellen Verkehrs, der Presse und der Publizistik, der Belletristik (künstlerische Verwendung der Sprache).

In jedem Bereich erfüllt die Sprache eine besondere Aufgabe, die eine besondere sprachliche Spezifik verursacht. Deshalb lautet die Definition  des funktionalen Stilbegriffs so: das ist eine Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit; demgemäß unterscheidet man folgende Funktionalstile: den Stil der Wissenschaft, den Stil des offiziellen Verkehrs, den Stil der Alltagsrede, den Stil der Belletristik, den Stil der Presse und der Publizistik.

 Funktionen des Stils: jeder Stil bedingt ein bestimmtes Bereich: z.B. der Stil der Wissenschaft (hier dominiert das Streben, Erkenntnisse der Forschung zu vermitteln, Fakten und Ergebnisse zu verallgemeinern, sie zu systematisieren und den Kreis der Interessanten zu informieren); der Stil der Belletristik (das Ziel des Dichters / Schriftstellers besteht darin, auf dem Gemüt des Lesers ästhetisch einzuwirken, ihn zu erschüttern und zu einem neuen Bewusstsein zu bringen; der Leser soll nachempfinden, was der Autor empfindet),  der Stil der Presse und der Publizistik (die Massenmedien informieren den Leser über die Geschehnisse und versuchen ihn ideologisch zu beeinflussen), der Stil der Alltagsrede (der ungezwungene Umgang mit Freunden, Kollegen, mit unbekannten Menschen in inoffizieller Situation), der Stil des offiziellen Verkehrs (die schriftliche und mündliche Verständigung zwischen den Staatsämtern mit einander, zwischen den Einrichtungen und Publikum).

Funktionalstil nach Riesel ist eine historisch veränderliche, funktional und expressiv bedingte Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit; objektiv verwirklicht durch eine zweckentsprechend ausgewählte und gesetzmäßig geordnete Gesamtheit lexischer grammatischer und phonetischer Mittel.

35. Stilistik und Rhetorik

Das Wort „Stil“ stammt vom Lateinischen  „stilus“ ab, das ein Schreibgerät mit dem spitzen Ende bezeichnete. Mit dem spitzen Ende des Stilus ritzte man die Buchstaben in Wachstäfelchen ein und mit dem breiten Ende löschte das Geschriebene. Sie legen sich aber die Buchstaben auf eine bestimmte Weise. Jeder hatte als seinen eigenen Stil, Handschrift als Eigenart des Geschriebenen. Später übertrug man die Eigenart der Schrift auf die Eigenart des Sprechens (Stil als Sprechweise, Spezifik der Rede) und noch später auf alle Arten der Kunst.  

Wie jede Wissenschaftsdisziplin hat die Stilistik ihre Vorgeschichte. Sie wurzelt geschichtlich in der antiken Rhetorik (das Werk von Aristoteles „Rhetorik“). Die Kunst des Sprechens, Redekunst war in der Antike großgeschrieben und hatte eine große Bedeutung. Es gab keine Massenmedien, die heutzutage die Bevölkerung überzeugend agitieren und allerlei Ideen propagieren können. Früher war das unmöglich. Um überzeugend, wirksam und angemessen zu sprechen, musste man die regeln der Rhetorik befolgen. Rhetorik — eine technische Anleitung für ein wirkungsvolles Sprechen. Im engen Sinne des Wortes versteht man darunter Kunst, schön zu reden. Dieser Regelwerk enthielt Hinweise zum inhaltlichen Aufbau der Rede: Gestik, Artikulation, Motorik.

Die Ausgangsregeln der Rhetorik:

  • Invencio (die Wahl des Themas)
  • Dispositio (das Thema bedarf einer Gliederung, dem Plan)
  • Elocutio (Verzierung der Rede, das sind nicht nur Tropen) !!!
  • Memoria (Einprägung des Textes)
  • Actio (Mimik, Gestik, Motorik, eine lebendige Vortragsweise)
  • Pronunciacio (gepflegte kultivierte Aussprache)

Später im Mittelalter sonderte sich von der Rhetorik dieser dritte Bestandteil ab und trat unter dem Namen „Stilistik“ als eigenständige Disziplin weiter. Der Stil galt seitdem als Schmuck (Verzierung) der Rede; wird als ein System von sprachlichen künstlerischen Figuren verstanden:

Auf der lexischen Ebene: Tropen, d.h. Metonymien, Hyperbel, Epitheta, Litota, Synästhesien, Synekdochen usw.

Auf der syntaktischen Ebene: Figurationen der Syntax, d.h. Wiederholungen, Epizeuxis, Anaphern, Epiphern, Symploken, Kyklos usw. Figurationen der Aufzählung und der Entgegensetzung (Akkumulationen, Ampflikationen, Klimax usw.) Funktion: Sie dienen der Verschönerung der Rede, ihrer Wirksamkeit und einer besseren Einprägsamkeit des Gedankens.

Das war die traditionelle Stilistik. Heute ist diese Auffassung von Stil als Schmuck der Rede überholt (veraltet).

36. Zur Entwicklung des Begriffs „Stil“.

  1. Man verbindet den Stil am häufigsten mit der Dichtung: der Stil wird als Originalität der Persönlichkeit interprätiert, Ausdruck seelischer Vorgänge, Physiognomie des Geistes; als Individualität einer Person, Ausdruck der Gefühle und Mentalität der Person;

Bei solcher Stilauffassung ist der Stil unlernbar, unlehrbar und unahnbar. Hier werden keine Hinweise, Anleitungen, keine Tips. Graf de Buffon (der Stil ist der Mensch selbst), Lessing (jeder Mensch hat den Stil wie die Nase); Das ist eine äußerst subjektive Stilauffassung, de Stil gilt als subjektive Komponente der Rede.

  1. Die andere Stilauffassung versteht den Stil als Abweichung von der Norm, als etwas normwidriges, zufälliges, einmäliges; was die Äußerung, das sprachliche Produkt (dichterisches Werk) zu einer Erscheinung der Kunst. Solche Abweichung ruft den V-Effekt hervor und ist auf allen Ebenen anzutreffen; Мне нравиться, что вы больны не мной; er schwitzte Blut (die Verletzung der Valenz der Norm).
  2. Man traktiert den Stil als Wahl, als Selektion. Enkwist: Stil ist Ergebnis einer Wahl. Hier handelte es sich um Synonymie, gleichbedeutenden Wörter. Sie sind in gleichen Texten ersetzbar; aber mit Vorsicht (der stilistische Effekt kann verschieden sein).  Глаза — очи (поэзия), следователь — сыскарь; quälen — peinigen — martern; im Wald — im Walde.

Der Ersatz der variablen Elementen ist durch Situation bestimmt, die Gesamtheit vom Sprecher gewählten Wörtern ihre Kombination, Frequenz, Distribution machen den Stil des sprachlichen Produkts aus; der Stil ist also ein Resultat einer Wahl zu einem bestimmten Zweck.

  1. Stil als quantitative Sprachanalyse: zur Erforschung werden arithmetische Methoden herangezogen; man zählt Wortarten oder irgendwelche sprachliche Mittel von Bedeutung sind. Große Anzahl der Verben zeugt von der Umgangssprache; das Übergewicht von Nomen ergibt ein Signal vom Nominalstil, der in offiziellen und wissenschaftlichen Stil dominiert. Beachte: dieser Nominalstil ist nicht zu verwechseln mit Nominalsätzen als Mittel der Auflockerung der Satzstruktur im Stil der Alltagsrede.

37. Schlüsselbegriffe der funktionalen Stiltheorie: Stilzug als stilistische Kategorie.

Der Stilbegriff ist aufs engsten verbunden mit der gesellschaftlichen Charakter der Sprache. In dieser Stilauffassung wird der soziale Wert der Sprache betont; die Sprache macht uns zu einem Menschen. Hier wird die Triade betrachtet: Mensch, Sozium, Sprache;

Der funktionale Stilbegriff fußt auf der Anerkennung des gesellschaftlichen Charakters der Sprache; die Sprache entstand, entwickelte sich und verändert sich mit der Gesellschaft. Jede Erscheinung in der Gesellschaft wird in der Sprache fixiert; Mensch als gesellschaftliches Wesen ist ohne Sprache undenkbar, die Sprache erfüllt zwei Funktionen in der Gesellschaft:

  1. Übermittelt Gedanken, Erfahrungen, Gefühle (kommunikative Funktion)
  2. Sie ist das Werkzeug des Erkenntnis, so aufs Ernste mit dem Denken verbunden; das erkannte Wirklichkeit wird fixiert in den Begriffen und jeder Begriff als Bewusstseinsinhalt und wird einem Lautkomplex angeordnet (die kognitive Funktion der Sprache); die Sprache ist eine materielle Hülle des Gedankens. Die Sprache ist ein gesellschaftliches Gut; ohne Sprache gäbe es keine Gesellschaft (gehört allen und bedient alle Sphären der menschlichen Tätigkeit; der gesellschaftliche Charakter  der Sprache ist unverkennbar).

Man unterscheidet in der menschlichen Tätigkeit einige Bereiche: die Alltagssphäre, Wissenschaftssphäre, die Sphäre des offiziellen Verkehrs, der Presse und der Publizistik, der Belletristik (künstlerische Verwendung der Sprache).

In jedem Bereich erfüllt die Sprache eine besondere Aufgabe, die eine besondere sprachliche Spezifik verursacht. Deshalb lautet die Definition  des funktionalen Stilbegriffs so: das ist eine Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit; demgemäß unterscheidet man folgende Funktionalstile: den Stil der Wissenschaft, den Stil des offiziellen Verkehrs, den Stil der Alltagsrede, den Stil der Belletristik, den Stil der Presse und der Publizistik.

 Funktionen des Stils: jeder Stil bedingt ein bestimmtes Bereich: z.B. der Stil der Wissenschaft (hier dominiert das Streben, Erkenntnisse der Forschung zu vermitteln, Fakten und Ergebnisse zu verallgemeinern, sie zu systematisieren und den Kreis der Interessanten zu informieren); der Stil der Belletristik (das Ziel des Dichters / Schriftstellers besteht darin, auf dem Gemüt des Lesers ästhetisch einzuwirken, ihn zu erschüttern und zu einem neuen Bewusstsein zu bringen; der Leser soll nachempfinden, was der Autor empfindet),  der Stil der Presse und der Publizistik (die Massenmedien informieren den Leser über die Geschehnisse und versuchen ihn ideologisch zu beeinflussen), der Stil der Alltagsrede (der ungezwungene Umgang mit Freunden, Kollegen, mit unbekannten Menschen in inoffizieller Situation), der Stil des offiziellen Verkehrs (die schriftliche und mündliche Verständigung zwischen den Staatsämtern mit einander, zwischen den Einrichtungen und Publikum)

Stilzug als ein der wichtigsten Begriffen der funktionalen Stiltheorie; die Funktion jedes Stils bestimmt ihm eigene Merkmale (Stilzüge des Textes):

Wissenschaft

primärer Stilzug:

Abstraktheit (Erkenntnisse, Forschung)

sekundäre  Stilzüge:

Kürze, Objektivität, Folgerichtigkeit, Sachlichkeit, Klarheit, Präzision

offizielles Verkehrs

primärer Stilzug:

Unpersönlichkeit

sekundäre  Stilzüge:

Kürze, Sachlichkeit, Steifheit

Alltagsrede

primärer Stilzug:

Ungezwungenheit (Nachlässigkeit auf allen Ebenen)

sekundäre  Stilzüge:

Konkretheit, Emotionalität, Expressivität (nur bei der Stilisierung in der Belletristik)

Belletristik

primärer Stilzug: Expressivität

sekundäre  Stilzüge:

Emotionalität, Bildlichkeit, Bildhaftigkeit

 Die Wahl der sprachlichen Mitteln im Text hängt von diesen Stilzügen ab. Jede der Stilzüge bedarf eines besonderen sprachlichen Ausdrucks. Jeder Stilzug besitzt ein besonderes sprachliches Instrumentarium.

Man betrachtet Stilzüge als eine Brücke, Verbindungsglieder zwischen dem ideellem (außerlinguistischen Faktoren) und dem materiellen (sprachliche Mitteln als linguistischen Faktoren). Die Stilzüge sind Ordnungsprinzipien des Textes: sie regeln, motivieren, bedingen die Wahl der sprachlichen Mittel. Nur die Stilzüge kombinieren diese sprachliche Mittel auf die Art, die nur den Texten dieses Stils eigen ist. Sie machen die Spezifik des Textes auf.

Erscheinungsformen, Redegenres der funktionalen Stilfärbung; jeder Funktionalstil hat seine Gesamtheit von Texttypen (Erscheinungsformen). Jeder Typ ist eine hohe Abstraktion; z.B. im Stil der Wissenschaft sind die Erscheinungsformen die Dissertationsschrift, Monographie, Lehrbuch, Artikel;

Sprachliche Realisierung: Alle Texte, die ihre Zugehörigkeit  zum Stil der Wissenschaft oder offiziellen Verkehrs erkennen lassen, haben die gleichen sprachlichen Mitteln. Man sieht das wegen der gleichen Stilzüge, die von den gleichen Funktionen bestimmt werden. Wenn sie ein Textproduzent einen wissenschaftlichen Text verfassen, werden sie gezwungen, nur diese sprachlichen Mittel zu brauchen. Sie markieren den Text als einen wissenschaftlichen oder offiziellen, das heißt sie sind objektiv, sachlich, abstrakt.

 

38. Der Stil des offiziellen Verkehrs.

Bereich

Funktion

Substile

Erscheinungsformen

Kommunikationsform

Kommunikationsart

Stilzüge

Sprachliche Realisierung

Dazu gehören alle öffentlichen Einrichtungen, Staatsämter und kommunale Verwaltung, alles, was zur Struktur des Staates gehört.

Funktion:

die schriftliche und mündliche Verständigung:

  • zwischen den Staatsämtern miteinander und
  • zwischen diesen Einrichtungen und Publikum

Gliederung innerhalb des Stils: Diplomatenverkehr, Gesundheitswesen, Gerichtsverfahren, Schulwesen, Postwesen, Eisenbahnwesen, Hochschulwesen usw.

Man unterscheidet folgende Erscheinungsformen des Stils der öffentlichen Rede:

  • schriftlich-monologisch (in Dokumenten, Akten, Protokollen usw.);
  • mündlich-monologisch (in Reden von Amtspersonen);
  • mündlich-dialogisch (im Amtsverkehr).

Die genannten Erscheinungsformen sind literarisch genormt; auch bei mündlichem Verständigungsweg ist keine umgangssprachliche Auflockerung zulässig.

Erlässe (Pl.) der Regierung

allerlei Verordnungen, Gesetzbuch (Paragraphen und Artikel)

Protokolle, Akten, Gebrauchsanweisungen, Gesuche (schriftlich vorgebrachte Bitte), Anträge, Werbung, Lebenslauf

Diesem Stil sind folgende Merkmale zueigen:

  • Förmlichkeit (Unpersönlichkeit),
  • Abstraktheit
  • fachliche Genauigkeit
  • exakte Definitionen
  • Eindeutigkeit/Genauigkeit der Aussage
  • Sachlichkeit, Objektivität, Kürze

Allerdings sind die Merkmale nicht in gleichem Maße vertreten; die Anwesenheit der Merkmalen hängt vom konkreten Text und der Kommunikationsform (mündliche oder schriftlich) ab.

Die Stilnormen des gegenwärtigen deutschen Amtsstils verlangen Ausschaltung jeglicher Emotionalität – daher völliger Ausschluss expressiver Lexik und Phraseologie. Trotz aller Unpersönlichkeit können manche Textsorten im öffentlichen Stil expressiv sein:  logische Expressivität in politischen (Parteibeschluss, Deklaration), juristischen und anderen ämtlichen Dokumenten; b) emotionale Expressivität (Trauer, Nachruf, Worte des Gedenkens).

Phonetische Ebene:

Hier gibt es keine individuelle Besonderheiten der Aussprache, keinen dialektalen Beiklang, keine Synkopen, Aphäresen usw.

Lexische Ebene:

  • Keinerlei bewertende Epitheta, emotionale Idiome, vollständiges Fehlen individueller Tropen, Vergleiche und Periphrasen.
  • Substantivierung und Funktionsverbgefüge , z.B.: eine Erklärung abgeben statt erklären
  • Verwendung fachsprachlicher Lexik entsprechend den Sachgebieten des öffentlichen Verkehrs, z.B.: Beförderungsmittel statt Bus/Straßenbahn
  • Präpositionen, die gelegentlich als „papierdeutsch“ bezeichnet werden wie z.B. anteilig, kraft, laut, betreffs und infolge;
  • Die Wort- und Wortgruppenklischees sowie die Satzklischees: in Anerkenung der Tatsache; zur Genehmigung vorlegen (Dokumente, Verträge, Abänderungen);
  • Sammelnamen: die Wahlen, die Fahrer usw.;

Morphologische Ebene:

auf dieser Ebene wird der Eindruck des Unpersönlichen und Offiziellen erweck; intensive Verwendung von dem unpersönlichen Pronomen „man“ und unpersönlich gebrauchten Verben, von Passivkonstruktionen, von Infinitiven und Partizipien II in imperativischer Funktion.

Syntaktische Ebene:

  • Die grammatische Wortfolge (Thema — Rhema) als Ausdruck der Sachlichkeit und der Objektivität;
  • Die sogenannten Rechtsattribute (ersten, zweiten, dritten Grades), durch Genetiv-Substantive und Präpositionalgruppen ausgedrückt; gelten als Mittel der Dichte.
  • Das erweiterte Attribut: Mittel der Kürze und der Verdichtung des Gedankens.
  • Parenthesen tragen einen erläuternden Charakter, sie dienen der logischen Anschaulichkeit;
  • Aufzählung ist eines der verbreitesten Mittel zum Ausdruck der Knappheit;
  • Infinitivgruppen sind ein Mittel der Kürze, außerdem sind sie Ausdruck der Unpersönlichkeit;
  • Aussagesatz dominiert in diesem Stil (Sachlichkeit, Objektivität);
  • Als Mittel der sprachlichen Kürze wird in dem modernen Amtsstil häufig der Ellipse verwendet: Deutliche Handschrift erbeten.

39. Der Stil der Alltagsrede

Bereich

Funktion

Substile

Erscheinungsformen

Kommunikationsform

Kommunikationsart

Stilzüge

Sprachliche Realisierung

Der Verwendungsbereich dieses Stils ist die nichtoffizielle Sphäre: Kreis der Familie, Bekanntenkreis, sowie der sprachliche Umgang mit den Kollegen und mit Unbekannten ohne jegliche offizielle Bindung.

Die Funktion, die die Sprache in diesem Bereich erfüllt, ist eine spontane ungezwungene Verständigung der Menschen, damit mit den Gedanken, Gefühlen, Eindrücken auszutauschen. Ungezwungenheit und Spontaneität als außerlinguistischen Faktoren bestimmen besondere Stilzüge des Stils der Alltagsrede.

Jeder Funktionalstil manifestiert sich durch eine Gesamtheit von Redegenres. Jedes Redegenre ist ein Bündel von festgelegten Genreeigenschaften und Gesetzmäßigkeiten in  der Struktur. Aber der Stil der Alltagsrede hat zu viele bewegliche nicht stabile Erscheinungsformen. Das Gemeinsame für alle diese Formen ist Verstöße gegen lexische und grammatische Norm der Sprache, weil die Gesprächspartner jede sprachliche Anstrengung minimisieren. Also man kann in diesem Stil keine Redegenre nennen im üblichen Sinne; man kann eher von einer situativen Ausformung des Inhaltes sprechen: Streit, Unterhaltungsgespräch, Telefongespräch usw. Die schriftlichen Erscheinungsformen sind verschiedene Privatbriefe, Postkarten, Eintragungen ins Tagebuch usw.

Folgende Stilzüge:

  • Kürze als Stilzug der Sprachökonomie dieses Stils (nichts Gemeinsames mit der Kürze des Stils des offiziellen Verkehrs)
  • Emotionalität (man fühlt sich ungezwungen, deshalb drückt man alle Gefühle aus)
  • Bildlichkeit (die Tropen, die keinesfalls ein Merkmal der Poetizität; z.B. Schaf, dummes! Als Ausdruck der Unzufriedenheit)
  • Bildhaftigkeit (Anschaulichkeit) neben der Konkretheit der Rede. Der Sender versucht das Wesentliche zu unterstreichen und das Gesprochene anschaulich darzustellen.
  • Die umgangssprachlich gefärbten sprachlichen Mittel bedingen die Nachlässigkeit als einer der wesentlichen Stilzüge des Stils der Alltagsrede, eine gewisse Nichtbeachtung der sprachlichen Norm. In den künstlerischen Werken verwendet man diese sprachlichen Mittel, um die Stilzüge dieses Stils zu stilisieren.

Phonetische Ebene: die phonetischen sprachlichen Mittel  gelten als Ausdruck der Kürze, die Folge der Nachlässigkeit ist:

  • Apokope (e) — Lautabstoßung am Wortende: sag´, glaub´
  • Synkope (e) — Vokalausstoß im Wortinnern: fahrn, drin;
  • Aphärese (e) — Lautschwund im Anlaut eines Wortes: ´raus, ´ne Puppe;
  • Assimilation (e) — Angleichung des folgenden Lautes an den vorangehenden: gebm, bleim, ham.
  • Elision(e) — Liquidierung eines auslautenden Vokals vor folgendem vokalischem Anlaut: sag´ich.
  • Zusammenziehung (e) — klitische Formen im präpositionalen Bereich: zur Post, aufs Feld, fürn ganzen Tag.
  • Proklise — lautliche Reduzierung vor der vollbetonten Silbe (d´r Vater kam ze´mi)
  • Enklise — lautliche Reduzierung nach der vollbetonten Silbe (geht´r)

Lexische Ebene:

  • Wörter mit der gesenkten Stilfärbung (mit der umgangssprachlichen, saloppen und derben Stilfärbung). Die schlampige Sprach ist Folge der Nachlässigkeit;
  • Abtönungspartikel (ja, aber, halt, mal): sie können die ganze Palette von Gefühlen ausdrücken;
  • Schwammwörter (Allerweltswörter) — Merkmal einer bestimmter sprachlichen Schlamperei: die Wörter wie Ding, Sache, machen, tun usw.
  • Ungenaue Bezeichnungen von Sachverhalten und Personen und ungenaue Maß-, Mengen-, und Zeitbezeichnungen, weil das im Moment nicht wichtig ist (irgendwo, am Tage so und so);
  • Vagheitsindikatoren (неопределенные) werden produziert, wenn man problemhafte  Betrachtungen formuliert (denk ich mal, was weiß ich)
  • Die sogenannten Flickwörter, Modewörter, Lieblingswörter, Floskeln (пустые слова) aller Art;
  • Als Lockerheit und Lässigkeit  der Alltagsrede sind auch Vulgarismen, Argotismen, Slangwörter, Berufsjargonismen zu vermerken (drücken verschieden Gefühle aus);
  • Fremdwörter (meist Entlehnungen aus dem Englischen)sind typisch für die Jugendsprache;
  • Die Metapher, die nebst dem Vergleich einen Menschen sprachlich repräsentieren (negativ oder positiv), z.B. Schwein, undankbares!

Morphologische Ebene:

spezifische Mehrzahlformen, eigenartige Deklinationsformen der Substantive (Vatern, Muttern), Artikel von Personennamen (im Süden Deutschlands), Nominaladverbien in Form „von was“ (wovon)

Syntaktische Erscheinungen:

  • Einfachsätze
  • Wortfolge (die Satzglieder verlassen ihre normativen Positionen und nehmen Ausdrucksstellungen ein)
  • Interjektionen
  • Ausrufesätze
  • Verstöße gegen die normative Struktur des Satzes (Elipse, Paranthese), Anakoluth, Aposiopese, Nachträge und andere Erscheinungsformen des Abweichens von syntaktischen Regeln.

 

40. Der Stil der Wissenschaft

Bereich

Funktion

Substile

Erscheinungsformen

Kommunikationsform

Kommunikationsart

Stilzüge

Sprachliche Realisierung

Die Wissenschaft als Sphäre der menschlichen Tätigkeit erforscht die Gesetzmäßigkeiten des Funktionierens der Gesellschaft, des Denkens, der Natur und der Sprache. Die Ergebnisse werden systematisiert, verallgemeinert und in neuen Begriffen verankert.

Die Funktion besteht in der fachlichen Mitteilung; das Streben nach Vermittlung von Erkenntnissen, Forschungsergebnissen und Hypothesen an einen bestimmten Kreis der Interessenten.

als Substile können der akademisch-wissenschaftliche und der populär-wissenschaftliche Stil genannt werden, die noch weitere Untergliederungen haben: Physik, Kosmonautik, Pädagogik, Mathematik usw.

Jeder der wissenschaftlichen Bereiche manefistiert sich in bestimmten Erscheinungsformen (Redegenres); die häufigsten Erscheinungsformen dieses Stils sind: Artikel, These, Lexikonartikel, Vortrag, Vorlesung, Diskussion usw.

Im wissenschaftlichen Stil gibt es beide Verständigungswege (eine schriftliche und die mündliche)

Man unterscheidet zwei Verständigungsarten: monologische, dialogische und polilogische: Polemik, Diskussion.

Der Zweck dieses Stils — Vermittlung von einer wissenschaftlichen Information — erfordert objektive logische Darlegung  des Inhaltes und verleiht dem Text besondere Merkmale (Stilzüge):

  • der primäre Stilzug ist Abstraktheit (Begrifflichkeit): man abstrahiert sich von den Einzelheiten, um zu verallgemeinern;
  • Objektivität: man stellt den Sachverhalt ohne Beteiligung des Textproduzenten (des Subjekts) dar;
  • Sachlichkeit: man verzichtet auf die Mittel der Emotionalität, stellt den Sachverhalt ohne Wertung dar;
  • Folgerichtigkeit: Die überzeugende Beweisführung wird erreicht durch besondere Architektonik der Darlegung und durch besondere sprachliche Ausformung;
  • Klarheit: bedeutet Deutlichkeit, Verständlichkeit der Darlegung.
  • Genauigkeit (Präzision): das Dargelegte stimmt exakt.
  • Dichte:  auf eine Einheit des Textes kommt viel Information zu (wissenschaftliche Texte schwerer für das Verständnis sind);
  • Unpersönlichkeit: das subjektive Ich ist in solchem Text unangebracht;

Phonetische Ebene: es gibt hier keine Synkopen, Apokopen, keine individuellen Besonderheiten der Aussprache, keinen dialektalen Beiklang, wie es der Fall im Stil der Alltagsrede ist.

Lexische Ebene: 

  • Basis der wissenschaftlichen Texte bildet die normalsprachliche Schicht der Wörter. Das trägt zur klaren, objektiven, präzisen und auch zur unpersönlichen Darlegung bei; die meisten Wörter werden im direkten Sinne gebraucht;
  • Abstrakta dominieren in diesem Stil, weil die Wissenschaftler in verallgemeinernden Begriffen der Erkenntnisstheorie denken;
  • Termini gelten als höchste Stufe der begrifflichen Abstraktion; jeder Terminus ist objektiv, kurz, präzis, und drückt die Idee der Wissenschaftlichkeit aus (stilistisch neutral)
  • Komposita (zusammengesetztes Wort; Mittel der Kürze) ersetzt ganze Nebensätze;
  • Substantive (meist vom Verb abgeleitet) mit den Suffixen (-ung, -heit, -keit); sie sind fähig Substantive im Genetiv und Präposotionalgruppen als Attribute an sich anzuschließen (das verdichtet den Gedanken und tritt als Mittel der Kürze auf);
  • Adjektive mit dem Suffix –bar (Mittel der Kürze, ersetzen ganze Nebensätze);
  • Epitheta (nach E.Riesel ist es alles, was das Verb und das Substantiv näher erklärt, d.h. Adjektive, Attributsätze): sie dienen der Präzision der Aussage

Morphologische Ebene:

  • Passiv als Ausdruck der Unpersöhnlichkeit;
  • Präsens als Ausdruck etwas Allgemeingültiges, was im Redemoment geschieht, auszudrücken.
  • Partizip I und Partizip II treten als Attribute auf. Sie ersetzen ganze Nebensätze (Mittel der Kürze)

Syntaktische Ebene:

  • Im Stil der Wissenschaft dominiert Satzgefüge, weil das eine folgerichtete und argumentierte Darlegung des komplizierten Inhaltes verlangt.
  • die Nebensatztypen sind Weil-Sätze, Wenn-Sätze (Konditionalsätze), Obwohl-, Damitsätze als Ausdruck der Folgerichtigkeit und Attributsätze als Ausdruck der Deutlichkeit und Klarheit (Argumentation);
  • Die grammatische Wortfolge (Thema — Rhema) als Ausdruck der Sachlichkeit und der Objektivität;
  • die sogenannten Rechtsattribute (ersten, zweiten, dritten Grades), durch Genetiv-Substantive und Präpositionalgruppen ausgedrückt; gelten als Mittel der Dichte.
  • das erweiterte Attribut: Mittel der Kürze und der Verdichtung des Gedankens.
  • Parenthesen tragen einen erläuternden Charakter, sie dienen der logischen Anschaulichkeit;
  • Aufzählung ist eines der verbreitesten Mittel zum Ausdruck der Knappheit;
  • Infinitivgruppen sind ein Mittel der Kürze, außerdem sind sie Ausdruck der Unpersönlichkeit;
  • Aussagesatz dominiert in diesem Stil (Sachlichkeit, Objektivität);

Der Stil der Belletristik

Dieser Stil stellt eine ganz besondere Verwendungsweise der Sprache dar. Die Belletristik benutzt die Sprache als Material und ästhetisiert es. Das Spezifische der künstlerischen Werke ist eine besondere Bildkraft, sie entsteht als Folge der Bildlichkeit (Vergleiche, Metaphern, Allegorien, Personifizierungen, Symbole usw. rufen lebhafte Vorstellungen, Assoziationen hervor) und Bildhaftigkeit. Die genannten Merkmale bilden die Grundlage der Emotionalität und Expressivität solcher Texte.

Bereich

Funktion

Substile

Erscheinungsformen

Stilzüge

Sprachliche Realisierung

(Lexische Ebene:

Morphologische Ebene:

Syntaktische Ebene:)

Die Gesamtheit der  künstlerischen Werke, das gesamte Gebiet der Dichtung; die Literatur ist ein umfangreicher Begriff: man unterscheidet schöne, klassische, dramatische, unterhaltende usw. Literatur.

Die Funktion besteht in der Widerspiegelung der Realität durch Ästhetisierung eines Inhaltes (Sprache als Baumaterial für Kunst). Die Literatur verfolgt ein Ziel auf den Leser einzuwirken, auf sein Gemüt, wodurch er zu einem neuen Bewusstsein gebracht wird.  

als Substile können die Epik, Lyrik und Drama genannt werden, die auch als Grundgattungen der Literatur bezeichnet werden.

Jeder der wissenschaftlichen Bereiche manifestiert sich in bestimmten Erscheinungsformen (Redegenres); Die Epik manifestiert sich in den einfachen Formen (Legende, Sage, Märchen) und Kunstformen verschiedenster Gattungen: Epos, Saga und als späteste Form der Roman; zur Kurzepik gehören Novelle, Erzählungen, Kurzgeschichte, Anekdote, Fabel, Parabel usw.

Zu den Gattungsformen der Lyrik gehören u. a. das Lied in seinen vielen Variationen, die Ode, die Elegie, die Hymne, kunstvolle, strenge Formen wie das Sonett. Als konstante Elemente der Lyrik können im Wesentlichen Rhythmus, Vers und Metrum genannt werden, nur teilweise Reim und Strophe.

Dramen werden  in drei Hauptgattungen eingeteilt: die Tragödie, die Komödie und das Drama als Genre.

Der Zweck dieses Stils — Widerspiegelung der Realität durch Ästhetisierung eines Inhaltes — verleiht dem Text besondere Merkmale (Stilzüge):

  • der primäre Stilzug ist Expressivität, das wird durch
  • die Verbildlichung der dargestellten Welt erreicht;
  • die Emotionalisierung des Inhaltes,
  • die Anschaulichkeit;

Man kann nicht von der Dominanz bestimmter sprachlicher Mittel bei der Ausformung dieser Stilzüge sprechen,  wie es im Stil der Wissenschaft und im Stil des offiziellen Verkehrs möglich ist. Die Sprache der schönen Literatur ist abhängig vom Autor und er verwendet aller Erscheinungsformen einer Nationalsprache, um seine poetische Intention zu verwirklichen. Im Stil der Belletristik werden alle unübersehbaren Schattierungen der stilistisch-expressiven Synonyme (in Lexik, Phraseologie und Grammatik), besondere Wortbildung, charakterologische Lexik, Tropen, Wörter mit gesenkter und gehobener Stilfärbung benutzt.

Phonetische Ebene: 

Auf der phonetischen Ebene sind das Reim, Lautinstrumentierung, Assonanz, Alliteration und all diejenigen Erscheinungen, die die handelnden Personen des künstlerischen Werkes sozial, bildungsgemäß und berufsmäßig charakterisieren. Der Autor gebraucht alles,  was seiner künstlerischen Intention dient.

Morphologische Ebene:

Diese Intention bestimmt auch Tempus, Modus, Genus verbi, Wortarten als morphologische Erscheinung und auch Satzarten, Satzformen, markierte Satzgliedstellung, Stilfiguren als Erscheinungsformen der  Syntax.  

Auch  das  Genre des literarischen Werkes diktiert Wahl der sprachlichen Mittel.

 


 

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Васильченко Анна Михайловна

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