Подборка художественных текстов для чтения
материал по немецкому языку (11 класс)

Сироткина Светлана Васильевна

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«Die kluge Sekretärin»

Ich suchte eine neue Sekretärin. Diesmal wollte ich eine besonders kluge, eine Sekretärin mit guter Allgemeinbildung. Die erste Bewerberin trat ein. Sie war hübsch und anmutig. „Ich möchte drei Fragen an Sie richten“, sagte ich, „weil ich wünsche, dass meine Sekretärin eine gewisse Allgemeinbildung besitzt. — Wie heißt die Hauptstadt von Norwegen?“

„Kopenhagen.“

„Es ist Oslo, aber man kann sich irren.“

„Eine zweite Frage: Woran litt Beethoven?“

Sie zögerte, sagte dann: „Er hatte nie Geld.“

Ich sagte nichts dazu, sondern stellte die dritte Frage:

„Was versteht man unter einem Fjord?“

„Eine bekannte Automarke.“

„Nein, die Automarke heißt Ford. Ein Fjord ist ein Einschnitt des Meeres ins Land mit steilen Uferwänden“, sagte ich und stand auf.

„Sie bekommen schriftlichen Bescheid.“

Die zweite Bewerberin war eine Blondine. Ich begann:

„Die Stelle verlangt gewisse Voraussetzungen, ich möchte Ihnen daher drei Prüfungsfragen stellen, wenn es Ihnen recht ist.“

„Bitte!“

„Wer ist der Komponist der „Lustigen Witwe“?“

„Mozart!"

„Nein, Mozart schrieb „die Zauberflöte“. Wissen Sie, wer den Text zur Zauberflöte geschrieben hat?“

Ihre Augen leuchteten .auf: „Ralph Marie Siegel!“

Ich versuchte, die dritte Frage zu stellen: „Was ist eine Windhose?“

„Eine Art Strandhöschen für heiße Tage.“

Die dritte Bewerberin wartete im Vorzimmer. Ich bat sie herein. Mir verschlug es die Sprache. Sie sah aus wie ein Märchen. Ich deutete stumm auf einen Stuhl. Mein Adamsapfel ging rauf und runter. Zum Teufel mit diesen dummen Fragen! dachte ich, sie wird ohne Fragen eingestellt.

„Mein Fräulein“, sagte ich, „Sie sind —“.

Aber sie kam mir zuvor, sie winkte ab und sagte:

„Ich hatte Pech mit meinem letzten Chef. Er war dumm wie Bohnenstroh. Deshalb suche ich diesmal einen intelligenten Chef. Ich möchte deshalb gern drei Prüfungsfragen an Sie richten.“

Ich saß starr und beklommen.

„Bitte“, sagte ich tonlos.

Sie begann zu fragen: „Wann und wo wurde Goethe geboren?“

„In Weimar, die Jahreszahl ist mir entfallen.“

Sie korrigierte mich: „1749 und außerdem in Frankfurt. Eine zweite Frage: Auf welcher Insel lebte Robinson?“

„Auf Crusoe!“, stieß ich aufgeregt hervor. Ich wusste sofort, dass es falsch war.

„Auf Mas-a-tierra in der Gruppe der Fernandezinseln“, wurde ich belehrt.

Die dritte Frage lautete: „Was ist eine Tonsur?“

Ich deutete auf meinen Kopf: „Das, was ich da oben habe.“

„Nein, Sie haben eine ganz gewöhnliche Glatze!“, sagte das schöne Mädchen und erhob sich. Schließlich sagte sie noch:

„Ich kann mich im Moment noch nicht entscheiden, Sie werden noch von mir hören.“

(Nach Jo Hanns Rösler)

«Das Haus an den Klippen»

(Auszug, gekürzt)

Das Haus liegt an der Nordsee. Es ist groß und alt. „Das Haus an den Klippen“ , nennen es die Leute. Dort, in der Nähe eines kleinen Dorfs bei Husum, ganz im Norden Deutschlands, wohnt Valeria mit ihrer Mutter.

Valeria ist nicht nur intelligent, sie sieht auch gut aus. Sie hat blaue Augen und dunkle Haare. Sie ist groß und schlank. Sie besucht das Gymnasium in Husum. Sie lernt gern und ist gut in der Schule.

Aber sie ist nicht glücklich. Sie und ihre Mutter sind allein. Niemand besucht sie in ihrem Haus. Die Leute sagen, es spukt dort. Nachts geschehen dort seltsame Dinge. Nachbarn hören Schreie, sehen Lichter an- und ausgehen. Einmal hat es dort auch gebrannt. Es muss ein Geheimnis sein.

„Zauberriten“ , sagen die Leute: "Da wohnt eine Hexe!"

Valeria spricht niemals darüber, mit niemandem. „Die Leute reden viel“, sagt ihre Mutter, „du musst du selbst sein“. Aber sie macht sich auch Gedanken, denn Valeria ist immer allein. Viele gehen ihr aus dem Weg.

Auch wer nicht an der Hexerei und Spuk glaubt, spricht nicht oft mit Valeria, denn sie ist schüchtern. In der Klasse spricht sie nur leise, und in die Pause sitzt sie, ein Buch in der Hand, allein auf einer Bank, und sieht wie die anderen reden und lachen.

Manchmal sieht jemand sie an. Dann wird sie ganz rot. Valeria ist in ihrer Welt gefangen.

Jeden Mittwoch kommt der Bibliotheksbus. Sie geht fast immer hin.

Heute ist es für die Schule. Sie muss ein Referat über einen deutschen Schriftsteller schreiben. Theodor Storm hat sie schon als Kind gelesen. Er gefällt ihr immer noch am besten.

„Hallo!“,  Sie dreht sich um. Hinter ihr steht Markus, der Schönste der Klasse. Markus ist nett, hat viele Freunde, lacht oft und spricht viel. Er ist der Fachmann für Partys und weiß, wo man "die richtigen" Leute treffen kann. Aber Markus ist nicht sehr gut in der Schule. Jetzt sieht er sie mit großen Augen an.

„Warum sieht er mich so an?“ fragt sich Valeria. „Wir kennen uns doch schon lange. Was will er von mir“ fragt sie sich.

„Theodor Storm!“ Markus liest den Titel des Buches in Valerias Hand. „Ach, ja, das blöde Referat! Schreibst du das selbst?“  fragt Markus. „Meins hab ich aus Internet, gratis!“ Ich kann dir die Adresse…

Aber Valeria hört nicht richtig zu, sieht schnell die wenigen Bücher durch, die in die Bibliotheksbus stehen. Markus schaut sich um, plötzlich fragt er sie: „Kommst du mit, was trinken?“ …

(Nach Ashim Seiffarth)

«Die Gouvernante»

(Auszug)

Die beiden Kinder sind nun allein in ihrem Zimmer. Das Licht ist ausgelöscht. Dunkel schummert zwischen ihnen, nur von den Bettes her kommt ein leiser weiter Schimmer. Ganz leise atmen die beiden, man könnte glauben, sie schliefen.

«Du!» sagt da eine Stimme. Es ist die Zwölfjährige, die leise, fast ängstlich, in das Dunkel hinfragt. «Was ist es?»  antwortet vom anderen Bett die Schwester. Ein Jahr nur ist sie älter.

«Du bist noch wach. Das ist gut. Ich... ich möchte dir gern etwas erzählen... »

Keine Antwort kommt von drüben. Nur ein Rascheln im Bett. Die Schwester hat sich aufgerichtet, erwartend blickt sie herüber, man kann ihre Augen funkeln sehn.

«Weißt du... ich wollte dir sagen... Aber sag mir du zuerst: Ist dir nicht etwas aufgefallen in den letzten Tagen an unserem Fräulein?»

Die andere zögert und denkt nach. «Ja», sagt sie dann, «aber ich weiß nicht recht, was. Sie ist nicht mehr so streng. Letzthin habe ich zwei Tage keine Aufgaben gemacht, und sie hat mir gar nichts gesagt. Und dann ist sie so, ich weil nicht wie. Ich glaube, sie kümmert sich gar nicht mehr um uns, sie setzt sich immer abseits und spielt nicht mehr mit, so wie früher.»

«Ich glaube, sie ist sehr traurig und will es nur nicht zeigen. Sie spielt auch nie mehr Klavier.»

Da mahnt die Ältere: «Du wolltest etwas erzählen.»

«Ja, aber du darfst es niemandem sagen, wirklich niemandem, der Mama nicht und nicht deiner Freundin.»

«Nein, nein!» Sie ist schon ungeduldig. «Was ist's also?»

«Also... jetzt, wie wir schlafen gegangen sind, ist mir plötzlich eingefallen, dass ich dem Fräulein «Gute Nacht!» nicht gesagt habe. Die Schuhe hab' ich schon ausgezogen gehabt, aber ich bin doch hinüber in ihr Zimmer, weißt du, ganz leise, um sie zu überraschen. Ganz vorsichtig mach' ich also die Tür auf. Zuerst hab' ich geglaubt, sie ist nicht im Zimmer. Das Licht hat gebrannt, aber ich hab' sie nicht gesehen. Da plötzlich - ich bin furchtbar erschrocken - hör' ich jemand weinen und seh' auf einmal, dass sie ganz angezogen auf dem Bett liegt, den Kopf in den Kissen. Geschluchzt hat sie, dass ich zusammengefahren bin. Aber sie hat mich nicht bemerkt. Und da hab' ich die für ganz leise wieder zugemacht. Einen Augenblick hab' ich stehenbleiben müssen, so hab' ich gezittert. Da kam es noch einmal ganz deutlich durch die Tür, dieses Schluchzen, und ich bin rasch heruntergelaufen.»

Sie schweigen beide. Dann sagt die eine ganz leise: «Das arme Fräulein!» Das Wort zittert hin ins Zimmer wie ein verlorener dunkler Ton und wird wieder still.

«Ich möchte wissen, warum sie geweint hat», fängt die Jüngere an. «Sie hat doch mit niemandem Zank gehabt in den letzten Tagen, Mama läßt sie endlich auch in Ruh mit ihren ewigen Quälereien, und wir haben ihr doch gewiß nichts getan. Warum weint sie dann so?»

«Ich kann es mir schon denken», sagt die Ältere.

«Warum, sag mir, warum?»

Die Schwester zögert. Endlich sagt sie: «Ich glaube, sie ist verliebt.»

«Verliebt?»Die Jüngere zuckt nur so auf. «Verliebt? In wen?»

«Hast du gar nichts bemerkt?»

«Doch nicht in Otto?»

«Nicht? Und er nicht in sie? Warum hat er denn, der jetzt schon drei Jahre bei uns wohnt und studiert, uns nie begleitet, und jetzt seit der paar Monaten auf einmal jeden Tag? War er je nett zu mir oder zu dir, bevor das Fräulein zu uns kam? Den ganzen Tag ist er jetzt um uns herum gewesen. Immer haben wir ihn zufällig getroffen, zufällig, im Volksgarten oder Stadtpark oder Prater, wo immer wir mit dem Fräulein waren. Ist dir denn das nie aufgefallen?»

Ganz erschreckt stammelt die Kleine:

«Ja... ja, natürlich hab' ich es bemerkt. Ich hab' nur immer gedacht, es ist...»

Die Stimme schlägt ihr um. Sie spricht nicht weiter.

«Ich hab' es auch zuerst geglaubt, wir Mädchen sind ja immer so dumm. Aber ich habe noch rechtzeitig bemerkt, daß er uns nur als Vorwand nimmt.»

Jetzt schweigen beide. Das Gespräch scheint zu Ende.

Beide sind in Gedanken oder schon in Träumen.

Da sagt noch einmal die Kleine ganz hilflos aus dem Dunkel: «Aber warum weint sie dann wieder? Er hat sie doch gern. Und ich hab' mir immer gedacht, es muß so schön sein, wenn man verliebt ist.»

«Ich weiß nicht", sagt die Ältere ganz träumerisch, «ich habe auch geglaubt, es muß sehr schön sein.»

Und einmal noch, leise und bedauernd, von schon schlafmüden Lippen weht es herüber: «Das arme Fräulein!»

Und dann wird es still im Zimmer.

(Nach Stephan Zweig) 

 

«Nur für Weiße»

(Auszug, gekürzt)

Ein Zug kam an in der großen Stadt in Südafrika. Der Zug hatte zweierlei Wagen: Wagen für Menschen mit weißer Haut und Wagen für Menschen mit anderer Haut, schwarzer, brauner oder gelber.

Viele Leute stiegen aus. Ein Junge war dabei, der hatte eine fast schwarze Haut. Er kam mit seinen Eltern, sie wollten in der großen Stadt bleiben. Viele Leute stiegen aus. Ein Junge war dabei, der hatte eine fast schwarze Haut. Er kam mit seinen Eltern, sie wollten in der großen Stadt bleiben. Bis jetzt hatten sie in einem Dorf gewohnt, und der Junge war noch nie in einer großen Stadt gewesen. Er war sechs oder sieben Jahre alt...

Der Junge staunte über den Bahnhof mit den vielen Gleisen und dem riesigen Dach darüber. Er staunte über das große Bahnhofshaus und die vielen Häuser dahinter, Häuser so hoch wie Berge!

Im Gedränge auf dem Bahnsteig verlor der Junge seine Eltern. Er lief dorthin, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Sie waren fort...

Er stand jetzt vor dem Bahnhofshaus. Viele Leute gingen durch eine hohe Tür. Aber als der Junge auch durch diese Tür in das Bahnhofshaus gehen wollte, hielt ihn jemand von hinten fest und sagte: „Nur für Weiße!“

Der Junge drehte sich um und sah einen Mann mit schwarzer Haut, der hatte einen Karren voller Koffer und Taschen. Der Mann zeigte auf ein Schild über der Tür. Er lächelte dem Jungen zu, und dann schob er den Karren weiter.

Der Junge ging durch eine andere Tür. Er kam in einen Saal mit vielen Tischen. Dort saßen Leute, die aßen und tranken.

Der Junge wollte seine Eltern an den Tischen suchen. Aber ein Mann mit heller Haut kam zu ihm und schrie ihn an und riss die Tür wieder auf.  Der Junge verstand, dass er hinausgehen sollte.

Draußen an der Hauswand stand ein Bursche mit dunkler Haut. Der fragte den Jungen: „Du bist wohl vom Land? Hast du das Schild nicht gesehen? Nur für Weiße, du kleine Ratte!“

Der Junge starrte ihn an, dann lief er schnell den Bahnsteig entlang. Nirgendwo sah er die Eltern.

Er setzte sich auf eine Bank. Er wollte hier auf die Eltern warten. Sie würden ihn suchen, das wusste er.  Aber da kam der Mann mit dem Karren wieder. Der Karren war jetzt leer. Der Mann blieb stehen und sagte: „Tut mir leid, Junge, aber hier darfst du nicht sitzen. Die Bank ist nur für Weiße.“

Und er zeigte auf die Schrift an der Rückenlehne.

„Ich kann nicht lesen“, sagte der Junge. „Und ich bin müde.“

Dann erzählte er dem Mann, dass er die Eltern verloren hatte.

Der Mann sagte: „Ich habe jetzt Zeit, ich suche deine Eltern. Gib du solange auf den Karren Acht. Setz dich drauf!“

Er schob den Karren mit dem Jungen bis ans Ende vom Bahnsteig.
Dort war eine junge Frau mit dunkler Haut, die hatte einen Korb voll Flaschen. Der Mann kaufte bei ihr eine Flasche Limonade, die gab er dem Jungen, und dann ging er fort.

Der Junge saß auf dem Karren und betrachtete die Flasche. Ein buntes Bild von Apfelsinen und Zitronen war darauf, und im Flaschenhals steckte ein Strohhalm. Bis jetzt hatte der Junge nur zweimal in seinem Leben Limonade aus einer Flasche getrunken...

Gerade wollte der Junge den ersten Schluck trinken, da sah er ein kleines Mädchen am Karren stehen. Es hatte ein rosa-weißes Gesicht und ganz helle Haare. Sein Kleid war weiß, und sogar seine Schuhe waren weiß. Es war noch sehr klein, fast so klein wie das Schwesterchen.

Das Kind stand auf den Zehenspitzen und hielt sich mit einer Hand am Karren fest. Die andere Hand streckte es nach der Flasche aus. Der Junge erschrak. Hier war alles nur für Weiße: das Bahnhofshaus, der Saal mit den Tischen zum Essen und Trinken und die Bank zum Ausruhen.

Also gab er dem weißen Kind seine Limonadenflasche. Das Kind lachte und nahm gleich den Strohhalm in den Mund und trank.
Der Junge auf dem Karren beugte sich weit vor und sah zu, wie es schluckte und schluckte, und wie die Limonade in der Flasche immer weniger wurde.
Auf einmal war eine weiße Frau da, die schimpfte und riss dem kleinen Mädchen die Flasche aus der Hand und warf sie in den Papierkorb. Der Limonadenrest tropfte durch die Drahtmaschen auf das Bahnsteigpflaster.

Die weiße Frau fragte den Jungen etwas, sie fragte immer wieder dasselbe. Er konnte aber ihre Sprache nicht verstehen.

Die dunkle Frau mit dem Flaschenkorb kam dazu. Sie sagte zu dem Jungen: „Sie will wissen, ob du auch von der Limonade getrunken hast, ob du den Strohhalm im Mund gehabt hast.“

Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er. Er verstand nicht, weshalb die weiße Frau das wissen wollte.

Sie nahm jetzt das Kind an die Hand und ging fort. Aber das kleine Mädchen riss sich los und lief allein weiter. Es wackelte, es konnte noch nicht gut laufen. Plötzlich rutschte ihm das Höschen herunter, es stolperte und fiel hin, nach vorn auf beide Hände. Die weiße Frau hob es auf und trug es fort.

Der Junge auf dem Karren gluckste vor Lachen. „Hast du das gesehen?“ fragte er die Frau mit dem Flaschenkorb.

„Man lacht nicht, wenn ein kleines Kind hinfällt“, sagte sie.

„Es war hinten ganz rosa!“ rief der Junge. Er konnte kaum sprechen, so musste er lachen. „Wie die Affen im Busch! Ganz rosa hinten!“
„Sei still!“ sagte die Frau, „was dachtest du denn? Sie sind überall hell, nicht nur im Gesicht.“ Dann ging sie schnell weiter.

Jetzt sah der Junge seine Eltern kommen. Er sprang auf, er stand auf dem Karren und schwenkte die Arme und schrie ihnen entgegen:
„Sie haben einen Affenhintern! Nur für Weiße! Nur für Weiße! Einen Affenhintern haben sie, einen rosa Affenhintern!“

Und die dunklen Menschen auf dem Bahnsteig, die seine Sprache verstanden, lachten alle. Aber sie versteckten dabei ihre Gesichter hinter ihren Händen, oder sie drehten sich um zur Hauswand, und niemand lachte laut wie der Junge auf dem Karren                                                                                        (Nach Ursula Wölfel)

«Das doppelte Lottchen»

(Auszug)

Nun, am Nachmittag stehen also Luise, Trude, Brigitte und die anderen Kinder an dem großen, weitgeöffneten eisernen Tor und warten gespannt auf den Autobus, der die Neuen von der nächsten Bahnstation abholen soll. Wenn der Zug pünktlich eingetroffen ist, müßten sie eigentlich…

Da hupt es! »Sie kommen!«

Der Omnibus rollt die Straße entlang, biegt vorsichtig in die Einfahrt und hält. Der Chauffeur steigt aus und hebt fleißig ein kleines Mädchen nach dem anderen aus dem Wagen. Doch nicht nur Mädchen, sondern auch Koffer und Taschen und Puppen und Körbe und Tüten und Stoffhunde und Roller und Schirmchen und Thermosflaschen und Regenmäntel und Rucksäcke und gerollte Wolldecken und Bilderbücher und Botanisiertrommeln und Schmetterlingsnetze, eine kunterbunte Fracht.

Zum Schluß taucht, mit seinen Habseligkeiten, im Rahmen der Wagentür das zwanzigste kleine Mädchen auf. Ein ernst dreinschauendes Ding. Der Chauffeur streckt bereitwillig die Arme hoch. Die Kleine schüttelt den Kopf, daß beide Zöpfe schlenkern.

»Danke, nein!« sagt sie höflich und bestimmt und klettert, ruhig und sicher, das Trittbrett herab. Unten blickt sie verlegen lächelnd in die Runde. Plötzlich macht sie große erstaunte Augen. Sie starrt Luise an! Nun reißt auch Luise die Augen auf. Erschrocken blickt sie der Neuen ins Gesicht!

Die anderen Kinder und Fräulein Ulrike schauen perplex von einer zur anderen. Der Chauffeur schiebt die Mütze nach hinten, kratzt sich am Kopf und kriegt den Mund nicht wieder zu. Weswegen denn?

Luise und die Neue sehen einander zum Verwechseln ähnlich!

Zwar, eine hat lange Locken und die andere streng geflochtene Zöpfe – aber das ist wirklich der einzige Unterschied!

Da dreht sich Luise um und rennt, als werde sie von Löwen und Tigern verfolgt, in den Garten.

»Luise!« ruft Fräulein Ulrike. »Luise!« Dann zuckt sie die Achseln und bringt erst einmal die zwanzig Neulinge ins Haus. Als letzte, zögernd und unendlich verwundert, spaziert das kleine Zopfmädchen.

(Nach Erich Kästner)

«Mit Anton im Theater»

(Gekürzt)

Ich ging ins Theater. Zu „Toska“. Mit Anton. Nie wieder! – Anton ist gewiss kein schlechter Kerl, aber ins Theater kann man mit ihm nicht gehen. Als ich ihn abholen wollte, war er noch nicht einmal fertig angezogen. Verzweifelt durchwählte er seinen Kleiderschrank, während ich wie auf glühenden Kohlen sass. „Wo hat Frau Hille meinen Rollkragenpullover hingetan!“ schimpfte er. Frau Hille war seine Zimmerwirtin. „Hast du keinen Schlips, Anton?“ fragte ich sanft. „Schlips!“ sagte er und sah mich mitleidig an. „Du, mit deinen überlebten Ansichten! Vielleicht soll ich mir noch einen Frack pumpen – nur, weil ich mal ins Theater gehe“. Ich sagte nichts mehr.

Wir hetzten dann durch die Strassen, kamen aber trotzdem mit einer Minute Verspätung im Theater an. Alle anderen Leute waren schon da und verfolgten gespannt, wie wir im Dunkeln unsere Plätze suchten. Ich wollte ja im Gang stehenbleiben, aber Anton drängelte sich natürlich in die Reihe. „Nun komm schon! Schliesslich haben wir unsere Karten bezahlt. Und ausserdem ist sowieso die Strassenbahn schuld …Warum zischen Sie eigentlich so?“ fragte er eine Dame. „Bloss, weil ich Ihnen auf den Fuss getreten habe?“ Gott sei Dank – wir sassen.

Der Kapellmeister hatte sich schon ein paarmal nach uns umgedreht, nun hob er den Taktstock. Es war totenstill im Saal. Direkt unheimlich. Dann setzte die Musik ein – grandios und feierlich. Mir wurde das Herz eng. „Zähle mal die Reihen von vorn ab“, sagte Anton. Das sind doch neun. Haben wir nicht sechste Reihe? Zeig mal die Karten“. Ich stiess ihn in die Seite. „Siehst du“, meinte er vorwurfsvoll, „du mit deiner verflixten Raserei! Jetzt sitzen wir bestimmt in der verkehrten Reihe“. Er zündete ein Streichholz an. Der Kapellmeister klopfte mitten im Spiel ab und sah sich um. „Hier darf nicht geraucht werden!“ sagte er böse. „Ich habe nur mal schnell nach den Nummern gesehen“, rief Anton ihm zu und stand auf. „Komm, wir müssen drei Reihen vor“. Ich schämte mich sehr. Aber alle waren nett zu uns. Die Musiker warteten sogar so lange, bis wir auf unseren richtigen Plätzen sassen.

Als sich der Vorhang zum ersten Akt öffnete, nickte Anton beifällig. „Hübsch gemacht – wirklich nett“. Dann verfinsterte sich sein 22 Gesicht. „Mensch! Das habe ich schon einmal gesehen. So ein Pech!“ Seine Aufmerksamkeit liess nach, er schaute sich im Saal um. „Hallo, Ilse!“ rief er. Tatsächlich - fünf Reihen hinter uns sass die Ilse aus der Morgenstrasse. Sie hörte nicht. Anton warf mit seinem Handschuh nach ihr. „Ilsemädchen, bist du es wirklich?“ Sie freute sich, uns zu sehen. „Ich habe mich am Sonntag verlobt!“ rief sie strahlend. „Das hier ist mein Bräutigam!“ Der Mann neben ihr stand auf und verbeugte sich. „Ruhe!“ schrie jemand. Anton nickte ihm wohlwollend zu. „Ist auch wahr! Die singen viel zu laut da oben. Man kann kein vernünftiges Wort miteinander reden“.

Mitten im zweiten Akt bekam er Hunger und packte seine Stullen aus. Auf einmal war er ganz Ohr und stiess mich heftig an. „Pass auf, jetzt kommt seine berühmte Arie!“ Er sang begeistert mit, es wurde ein herrliches Duett. „Kommt nicht bald das Ballett?“ fragte er. Ich sagte ihm, in „Toska“ käme kein Balett vor. Wir stritten uns zehn Minuten lang. Dann fiel ihm ein, dass das in der „Fledermaus“ gewesen war. Da fasselte ihn das Stück überhaupt nicht mehr, und er begann mit Papierkugeln nach dem Kapellmeister zu schiessen. Ich war froh, als Anton einschlief. Geweckt wurde Anton vom Intendanten. Der kam und überreichte ihm ein Jahresabonnement. Gänzlich kostenfrei. „Sie müssen öfter zu uns kommen“, sagte er. „Sie bringen hier Leben herein. So wie heute haben die Leute selten gelacht“. Aber ich – nein, ich gehe trotzdem nie wieder mit Anton ins Theater.

(Nach Wolf D. Brenneke)

«Das Salz auf der Pizza»

(Auszug, gekürzt)

An diesem Freitagabend kommt Peter spät nach Hause.  Er ist müde, er hat die ganze Woche gearbeitet. Aber heute Abend ist er nicht nur müde, er ist auch traurig. Richtig deprimiert. Er ist schon fünf Monate in Berlin, aber er hat immer noch keine Freunde gefunden. Und er hat sich so gefreut auf diese Stadt. Endlich raus aus der  Kleinstadt und rein in die große Metropole.

Dabei hat es gut angefangen: Er hat sofort diese Wohnung in dem Apartmenthaus in Berlin-Schöneberg gefunden. Der neue Job in der Computerfirma macht ihm auch Spaß. Und Berlin ist wirklich eine wunderbare Stadt.

Es gibt so viele zu sehen, zu hören und zu erleben: Cafes und Kinos, Kabarett und Theater, große Opernhäuser, berühmte Orchester und fantastische Gelieren und Museen. Dazu Bars und Kneipen für jeden 15 Geschmack, Tag und Nacht geöffnet. 24 Stunden rund um die Uhr ausgehen, das gibt es nur in Berlin.

Aber nicht nur das Nacht- und Kulturleben in dieser Stadt ist unglaublich.   Auch für Naturfreunde ist Berlin ideal…Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt gibt es herrliche Seen, wo man 20 Boot fahren, baden und sich sonnen kann. Oder man geht in einen der großen Parks, die Hasenheide zum Beispiel. Alle Welt trifft sich dort. Man liest, man plaudert, man faulenzt auf den Wiesen, spielt Fußball, oder macht Picknick. Abends gibt es dann große Grillpartys. Und am Wochenende fährt man aufs Land oder in den Grunewald. 25 Sogar bis zur Ostsee sind es mit dem Auto nur drei bis vier Stunden.

Aber all das macht doch nur Spaß, wenn man nicht alleine ist.

Es ist wirklich absurd, denkt Peter. Man geht von seinem Dorf weg, weil man dort alles und jeden kennt, und in der Großstadt ist man dann unglücklich, weil es dort so anonym und unpersönlich ist.

Sicher, ein paar Leute hat er schon gelernt: die Mitarbeiter in der Firma zum Beispiel. Sein Chef ist sehr sympathisch, und seine Kollegen sind auch nett und hilfsbereit. Zwei- oder dreimal in der Woche gehen sie mittags zusammen in die Cafeteria. Aber die Mittagspause dauert nur 45 Minuten, und man spricht auch 35 nur über die Firma. Nach der Arbeit, um fünf Uhr, geht dann jeder schnell nach Hause. Die meisten haben Familie.

Viele seiner Kollegen wohnen außerdem in ganz anderen Stadtvierteln. Fünfzehn, zwanzig Kilometer, das ist man mit der UBahn leicht eine Stunde unterwegs. Die Entfernungen sind hier in Berlin extrem groß.

Aber natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, Leute kennen zu lernen. Man kann zum Beispiel allein ausgehen und hoffen, dass etwas passiert. Oder man geht in eine Diskothek und flirtet ein bisschen. Aber wie anfangen? 45 Etwas fragen. Aber was?...

Er will Freunde haben. Das muss doch auch anders gehen!

Eigentlich hat er ja schon Kontakt aufgenommen. Fast jeden Abend. Zu Hause.

Er hat mit allen möglichen Leuten über alles diskutiert. Aber er hat niemanden wirklich kennen gelernt, ja nicht einmal gesehen.

Peter ist Informatiker und kennt sich gut mit den neuen Medien aus. Im Internet surfen, sich in Chats einschalten, kein Problem für ihn. Aber da ist kein Gesicht, da ist keine Stimme. Das ist keine richtige Unterhaltung. Das ist nur Kommunikation.

Außerdem ist er nicht nach Berlin gekommen, um jede Nacht vor dem Computer zu sitzen.

(Nach Leonhard Thoma)

«Die Menschen wollen's nicht verstehen»

Zwei Herzen haben sich gefunden
- die Menschen wollen's nicht verstehn -
und die sich innig treu verbunden, 
sie sollen auseinander gehn! 

Doch mächtig einen sie die Triebe, 
man trennt sie, 's ist des Schicksals Lauf, 
doch in den Herzen glüht die Liebe 
in Sehnsucht um so mächtger auf.

'Er' ist so bleich - sie sehn's mit Bangen -
und nicht zu ändern ist sein Sinn, 
es schwanden doch von 'ihren' Wangen 
die Rosen auch schon längst dahin! 

Und eines Morgens trug man beide
- die Menschen wollen's nicht verstehn -
zur Ruhe nach dem Erdenleide - 
dorthin, wo still die Kreuze stehn!

Dort ruhen selig sie im Frieden 
des leeren Lebens matt und müd -
"geliebt, gehofft, getrennt, geschieden"
das ist das alte, alte Lied!

(Nach Rainer Maria Rilke)

«Das Brot»

Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie überlegte, warum sie aufgewacht war. Ach so! In der Küche hatte jemand gegen einen Stuhl gestoßen. Sie horchte nach der Küche. Es war still. Es war zu still, und als sie mit der Hand über das Bett neben sich fuhr, fand sie es leer. Das war es, was es so besonders still gemacht hatte; sein Atem fehlte. Sie stand auf und tappte durch die dunkle Wohnung zur Küche. In der Küche trafen sie sich. Die Uhr war halb drei. sie sah etwas Weißes am Küchenschrank stehen. Sie machte Licht.

Sie standen sich im Hemd gegenüber. Nachts. Um halb drei. In der Küche.

Auf dem Küchentisch stand der Brotteller. Sie sah, dass er sich Brot abgeschnitten hatte. Das Messer lag noch neben dem Teller. und auf der Decke lagen Brotkrümel. Wenn sie abends zu Bett gingen, machte sie immer das Tischtuch sauber. Jeden Abend. Aber nun lagen Krümel auf dem Tuch. Und das Messer lag da. Sie fühlte, wie die Kälte der Fliesen langsam an ihr hoch kroch. Und sie sah von dem Teller weg.

„Ich dachte, hier wäre was“, sagte er und sah in der Küche umher.  

„Ich habe auch was gehört“, antwortete sie, und dabei fand sie, dass er nachts im Hemd doch schon recht alt aussah. So alt wie er war. Dreiundsechzig. Tagsüber sah er manchmal jünger aus. Sie sieht doch schon alt aus, dachte er, im Hemd sieht sie doch ziemlich alt aus. Aber das liegt vielleicht an den Haaren. Bei den Frauen liegt das nachts immer an den Haaren. Die machen dann auf einmal so alt.

„Du hättest Schuhe anziehen sollen. So barfuss auf den kalten Fließen. Du erkältest dich noch.“  

Sie sah ihn nicht an, weil sie nicht ertragen konnte, dass er log. Dass er log, nachdem sie neununddreißig Jahre verheiratet waren.

„Ich dachte, hier wäre was“, sagte er noch einmal und sah wieder so sinnlos von einer Ecke in die andere, „ich hörte hier was. Da dachte ich, hier wäre was.“  

„Ich hab auch was gehört. Aber es war wohl nichts.“ Sie stellte den Teller vom Tisch und schnippte die Krümel von der Decke.

 „Nein, es war wohl nichts“, echote er unsicher.

Sie kam ihm zu Hilfe: „Komm man. Das war wohl draußen. Komm man zu Bett. Du erkältest dich noch. Auf den kalten Fließen.“

Er sah zum Fenster hin. „Ja, das muss wohl draußen gewesen sein. Ich dachte, es wäre hier.“

Sie hob die Hand zum Lichtschalter. Ich muss das Licht jetzt ausmachen, sonst muss ich nach dem Teller sehen, dachte sie. Ich darf doch nicht nach dem Teller sehen. „Komm man“, sagte sie und machte das Licht aus, „das war wohl draußen. Die Dachrinne schlägt immer bei Wind gegen die Wand. Es war sicher die Dachrinne. Bei Wind klappert sie immer.“

Sie tappten sich beide über den dunklen Korridor zum Schlafzimmer. Ihre nackten Füße platschten auf den Fußboden.

„Wind ist ja“, meinte er. „Wind war schon die ganze Nacht.“

Als sie im Bett lagen, sagte sie: „Ja, Wind war schon die ganze Nacht. Es war wohl die Dachrinne.“

„Ja, ich dachte, es wäre in der Küche. Es war wohl die Dachrinne.“ Er sagte das, als ob er schon halb im Schlaf wäre.  

Aber sie merkte, wie unecht seine Stimme klang, wenn er log. „Es ist kalt“, sagte sie und gähnte leise, „ich krieche unter die Decke. Gute Nacht.“

„Nacht“, antwortete er noch: „ja, kalt ist es schon ganz schön.“

Dann war es still. Nach vielen Minuten hörte sie, dass er leise und vorsichtig kaute. Sie atmete absichtlich tief und gleichmäßig, damit er nicht merken sollte, dass sie noch wach war. Aber sein Kauen war so regelmäßig, dass sie davon langsam einschlief.

Als er am nächsten Abend nach Hause kam, schob sie ihm vier Scheiben Brot hin. Sonst hatte er immer nur drei essen können.

„Du kannst ruhig vier essen“, sagte sie und ging von der Lampe weg. „Ich kann dieses Brot nicht so recht vertragen. Iss doch man eine mehr. Ich vertrage es nicht so gut.“

Sie sah, wie er sich tief über den Teller beugte. Er sah nicht auf. In diesem Augenblick tat er ihr leid.

„Du kannst doch nicht nur zwei Scheiben essen“, sagte er auf seinem Teller.  „Doch, abends vertrag ich das Brot nicht gut. Iss man. Iss man.“

Erst nach einer Weile setzte sie sich unter die Lampe an den Tisch.

(Nach Wolfgang Borchert)

«Der Erlkönig»

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? 
Es ist der Vater mit seinem Kind; 
Er hat den Knaben wohl in dem Arm, 
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. 

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? - 
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? 
Den Erlenkönig, mit Kron' und Schweif! - 
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -! 

Du liebes Kind, komm geh mit mir! 
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir, 
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand, 
meine Mutter hat manch gülden Gewand. - 

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht 
was Erlenkönig mir leise verspricht? - 
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; 
In dürren Blättern säuselt der Wind. - 

Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? 
Meine Töchter sollen dich warten schön; 
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, 
und wiegen und tanzen und singen dich ein. - 

Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort 
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort? - 
Mein Sohn, mein Sohn! Ich seh es genau! 
Es scheinen die alten Weiden so grau! - 

Ich liebe dich! Mich reizt deine schöne Gestalt; 
und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt. - 
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! 
Erlkönig hat mir ein Leids getan! - 

Den Vater grauset's, er reitet geschwind, 
er hält in den Armen das ächzende Kind, 
erreicht den Hof mit Müh und Not; 
in seinen Armen das Kind war tot.

(Nach Johann Wolfgang von Goethe )


По теме: методические разработки, презентации и конспекты

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Лингвостилистический анализ – это анализ, который через внимание к языковым особенностям художественного текста, рассмотрение ключевых слов и образов, выявление ав...

Проблема чтения художественных текстов

Выступление на конференции...

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На примере всем известного с детства рассказа «Толстый и тонкий», небольшого, но удивительно емкого, смоделирован урок литературы в 6 классе. В педагогической мастерской показана возможность разв...

Выразительное чтение как средство осмысления художественного текста на уроках литературы.

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Выступление на методическом объединении на тему: «Формирование навыков анализа художественного текста на уроках чтения в коррекционной школе».

Анализ художественного текста – самый сложный, но необходимый вид работы с детьми школьного возраста по литературе.Существует ложное представление о том, что текст анализировать не надо, что анализ ра...

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